Wie komme ich aus der Zinsenfalle?

Mehrere hundert Euro Zusatzbelastung pro Monat bedeutet der aktuelle Zinsanstieg für Menschen, die sich ihren Wohn(t)raum mit einem variabel verzinsten Kredit verwirklicht haben. Die Finanzdienstleister setzen auf umfassende Beratung.

Erst Mitte Juli hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen wieder um einen Viertelprozentpunkt erhöht, der sogenannte „Leitzins“ beträgt somit derzeit 4,25 Prozent. Das war bereits die neunte Zinserhöhung in Folge, seit die EZB im vergangenen Sommer nach sechs Jahren die Nullzinsphase in der Eurozone beendet hat. Die Währungshüter in Frankfurt am Main versuchen mit diesem Instrument, die aus dem Ruder gelaufene Inflation wieder zu bändigen. Für Menschen mit variabel verzinsten Krediten bedeuten die Zinssteigerungen allerdings schnell Mehrbelastungen von mehreren hundert oder sogar tausend Euro pro Monat: Immer mehr Kreditnehmer fürchten, den Haus- oder Wohnungskredit nicht mehr stemmen zu können. Das Vergleichsportal „Durchblicker“ hat in einem Bericht in der „Kleinen Zeitung“ ein drastisches Beispiel vorgerechnet: Wer 2021 einen variablen Immobilienkredit abgeschlossen hat und monatlich 1740 Euro zurückzahlte, muss jetzt 2935 Euro zahlen.

Kärnten als Fixzins-Mekka

Wer sich vor Abschluss von einem selbständigen Kreditvermittler in Kärnten beraten ließ, kann heute wahrscheinlich ruhiger schlafen: Die heimischen Finanzexperten haben bereits in der Vergangenheit mehrheitlich auf die Vermittlung fixverzinster Immobilienkredite gesetzt. Wie eine aktuelle Umfrage ergab, wurden hierzulande mehr als zwei Drittel aller Immobilienkredite, die von selbständigen Fachleuten in den vergangenen zwei Jahren vermittelt wurden, als fixverzinste Kredite oder als variabel verzinste Kredite mit Zinsdeckel abgeschlossen.

Inflation treibt Kreditzinsen

Zum Vergleich: In Österreich waren in diesem Zeitraum rund 50 Prozent der Kredite variabel verzinst. Dies auch deshalb, weil die Zinslandschaft durch die jahrerlange Nullzinspolitik der EZB verlockend war. „Das hat sich nun bedingt durch den Ukraine-Krieg und die hohe Inflation komplett geändert – zum Nachteil derjenigen, die Kredite mit variablen Zinsen ohne Deckelung abgeschlossen haben“, meint dazu Herwig Miklin, Fachgruppenobmann der Kärntner Finanzdienstleister.

Wie komme ich aus der Zinsenfalle?
Herwig Miklin, Fachgruppenobmann der Kärntner Finanzdienstleister

Lösungen im Interesse der Kreditnehmer gefragt

Miklin begrüßt die kürzlich vorgelegten Vorschläge der Banken, befristet auf Verzugszinsen und Mahnspesen bei variablen Wohnkrediten zu verzichten, wenn Kreditnehmer mit ihren Zahlungen in Verzug geraten. Dies verbessere die Lage der Kunden angesichts der aktuellen Zinslage. Miklin: „In dieser Situation sind alle gefordert, nach Lösungen zu suchen – im Interesse der Klienten.“

Individuell beraten, rasch handeln

Kärntens Finanzdienstleister setzen unterdessen aktuell noch stärker auf Beratung, um gemeinsam mit betroffenen Kunden Lösungen zu finden, beispielsweise eine Umschuldung in einen fix verzinsten Kredit. Denn derzeit liegen die Zinsen dort rund ein Prozent niedriger als bei Krediten mit variablen Zinsen. Aktuell können Fixzinsen um bis zu 1,75 Prozent günstiger sein als variable Zinsen — die Finanzdienstleister prüfen akribisch, welches Kreditinstitut welche Fixzinslaufzeit anbietet, um eine für den Kunden maßgeschneiderte Lösung zu finden. Fix ist außerdem, dass die Zeit drängt: Rasches Handeln ist gefragt, denn mit weiteren Zinserhöhungen ist noch in diesem Jahr zu rechnen.

Foto: WKK/STUDIOHORST, Timo Klostermeier_pixelio.de

M.U.T.letter

Wissen, was die Kärntner Wirtschaft bewegt:

Das könnte Sie auch interessieren