Kärntens Handel bereitet sich auf karge Zeiten vor

Ein aktueller Konjunkturbericht über das erste Halbjahr zeichnet ein düsteres Bild einer der wichtigsten Kärntner Branchen: Hohe Ausgaben für Wohnen und Energie sowie mangelndes Vertrauen in die wirtschaftliche Zukunft drücken die Kauflaune. Der Handel fürchtet Arbeitszeitverkürzung und Lohnerhöhungen.

6,7 Milliarden Euro: Diese Ehrfurcht gebietende Summe hat der Kärntner Handel im ersten Halbjahr 2023 umgesetzt; ein knappes Prozent weniger allerdings als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Im Ranking der Einzelhandelsbranchen stehen Textilien, Schuhe, Sportartikel, Lebensmittel und Heimwerkerbedarf ganz oben, am unteren Ende rangieren Uhren, Schmuck und Möbel. Das Absatzvolumen im Handel hingegen ist insgesamt um 6,3 Prozent gesunken, das stärkste Plus gegenüber 2022 verzeichnet der Onlinehandel mit 10,2 Prozent. Er ist auch das einzige Segment mit steigender Beschäftigung, während der Einzelhandel insgesamt 2,4 Prozent seiner MitarbeiterInnen verloren hat.

Kärntens Handel bereitet sich auf karge Zeiten vor
Renner im Handel: Textilien, Schuhe, Sportartikel, Lebensmittel und Heimwerkerbedarf kommen den Kärntner KonsumentInnen am meisten in die Tüte.

Immer mehr Händler sperren zu

Deutlich zugenommen hat hingegen die Zahl der Insolvenzen und — für den Experten Peter Voithofer vom Institut für Österreichs Wirtschaft (iföw) ein besonderes Alarmsignal — der Betriebsschließungen: „Vor allem kleine Unternehmen sperren zu, wenn sie sehen, es geht sich nicht mehr aus.“

Kärntens Handel bereitet sich auf karge Zeiten vor
Sichert Arbeitsplätze: Heimkaufen ist nun wichtiger denn je zuvor.

Zeiten werden nicht einfacher

Spartenobmann Raimund Haberl betrachtet die Entwicklung mit großer Sorge. Denn zur großen Belastung von Betrieben und KonsumentInnen durch die Steigerung des Verbraucherpreisindex (+9,6 Prozent) und des Energiepreisindex (+33,2 Prozent) könnten weitere Erschwernisse hinzukommen. Haberl: „Die Diskussion um die Arbeitszeitverkürzung und die kommenden Kollektivvertragsverhandlungen schaffen weitere Verunsicherung. Die Summe aller Herausforderungen lässt darauf schließen, dass die Zeiten nicht einfacher werden.“ Der Handel appelliert an den Sozialpartner ÖGB, Flexibilität zu zeigen: „Einmalzahlungen statt genereller Tariferhöhungen könnten helfen. Sonst werden halt noch mehr Betriebe zumachen“, warnt WK-Spartengeschäftsführer Nikolaus Gstättner.

Fotos: WKK/Peter Just

M.U.T.letter

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