Zandonella: Auftrag für Landes-Homepage höchst aufklärungsbedürftig

Äußerst verwundert zeigt sich der Obmann der Sparte Information und Consulting in der Kärntner Wirtschaftskammer von Medienberichten, wonach das Land Kärnten seine neue Homepage ohne öffentliche Ausschreibung und zu horrenden Kosten von einem Wiener Unternehmen habe programmieren und betreuen lassen. Martin Zandonella im M.U.T.-Exklusivinterview.

M.U.T.: Herr Zandonella, kürzlich wurde bekannt, dass das Land Kärnten seine neue Homepage ohne öffentliche Ausschreibung an ein Wiener Unternehmen vergeben hat. Wie bewerten Sie diese Entscheidung?

Zandonella: Als absoluten Schlag ins Gesicht der Kärntner IT-Branche. Es ist mir unverständlich, wie man die Fähigkeiten und die Leidenschaft der heimischen Unternehmen so missachten kann. Dieser Schritt ist nicht nur eine Missachtung, sondern wirft auch ernsthafte Fragen hinsichtlich der Vergabekriterien und der Transparenz des Verfahrens auf. Nach Jahren, in denen wir als Wirtschaftskammer um regionale Auftragsvergaben kämpfen und sogar Beamte und Bürgermeister mit einem eigens geschaffenen Handbuch über die gesetzeskonforme Regionalvergabe aufgeklärt haben, fehlt mir jedes Verständnis für eine derart standortschädliche Direktvergabe außerhalb Kärntens.

Sie sprechen von einer Kostenexplosion und fehlenden Standards. Können Sie das näher ausführen?

Ja, die Berichte über die Kostenexplosion sind alarmierend. Ursprünglich niedrige Projektsummen, die dann um das Vierfache überschritten werden, zudem sieht es so aus, als ob man eine Ausschreibung umgangen hat – das muss lückenlos aufgeklärt werden. Außerdem fehlen auf der neuen Seite aktuelle Standards der Interaktivität und des digitalen Bürgerservice. In einer Zeit, in der digitale Services immer wichtiger werden, ist das eine verpasste Chance für Kärnten. Eine solche Website ist für den Lebens- und Wirtschaftsstandort Kärnten eine weltweite Visitenkarte. Wenn es dann vorwiegend um die politische Selbstdarstellung geht, dann ist das peinlich.

Was hätte Ihrer Meinung nach anders gemacht werden sollen?

Ganz einfach: Die Ausschreibung hätte öffentlich erfolgen müssen, um allen qualifizierten Kärntner IT-Unternehmen die Chance zu geben, sich einzubringen. Wir haben hier in Kärnten eine lebendige, innovative IT-Landschaft, die international agiert und höchste Standards erfüllt. Diese Expertise und regionale Verbundenheit hätte dem Projekt nur gutgetan.

Wie sollte Ihrer Meinung nach mit solchen Situationen in Zukunft umgegangen werden?

Als Lösung sehen wir nicht grundsätzlich öffentliche Ausschreibungen, wenn die Schwellwerte nicht überschritten werden, plädieren aber für regionale Vergaben! Bei Schwellwertüberschreitung muss öffentlich ausgeschrieben werden und es sollen regionale AnbieterInnen aktiv angesprochen werden – die WK unterstützt dabei gerne. Es braucht eine klare, transparente Vergabepraxis, die den regionalen Unternehmen gerecht wird. Wir müssen die Stärken und Potenziale unseres Standorts nutzen und fördern. Dazu gehört auch, dass politische Projekte nicht für Selbstdarstellung missbraucht werden, sondern wirklich dem Gemeinwohl und der Modernisierung unseres Landes dienen.

Ein letztes Wort?

Kärnten hat das Know-how und die Leidenschaft, um in der digitalen Welt zu glänzen. Es ist an der Zeit, dass die Landespolitik dies anerkennt und unsere heimischen Talente fördert und einbindet. Wir sind bereit, unseren Beitrag zu leisten. Alles andere ist ein Affront.

Foto: Helge Bauer

Hier geht es zu einem weiteren Beitrag mit Martin Zandonella.

M.U.T.letter

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