Gutenbergs Erben: Wie sich Kärntens Druckereien gegen Onlineanbieter behaupten

Digitalisierung prägt unseren Alltag, Online-Dienstleistungen nehmen stark zu bzw. dominieren die Geschäftsprozesse. Fast scheint es, als ob traditionelle Handwerkskunst und lokale Betriebe dem Untergang geweiht sind. Trotz des Vormarsches von Onlinedruckereien haben sich jedoch zahlreiche Kärntner Druckereien behauptet und florieren sogar. Ihr Erfolg wirft ein helles Licht auf die Bedeutung von Qualität, Individualität und regionaler Verbundenheit in einer digitalisierten Welt.

Kärnten hat eine lange Tradition im Druckergewerbe. Viele Druckereien sind seit Generationen in Familienbesitz und haben sich einen Ruf für hohe Qualität und erstklassigen Service erarbeitet. Doch seit Onlinedruckereien begannen, Marktanteile zu erobern, stehen diese Betriebe vor einer schweren Herausforderung.

Und auch ein Blick in den Konjunkturbericht der Wirtschaftskammer Österreich von 2023 zeigt einen leichten Umsatzrückgang von 2,8 % im bundesweiten Vergleich. Die Begründung findet man zum einen darin, dass digitale Werbemittel in der Mediaplanung immer mehr Platz einnehmen und zum anderen, dass ein Teil des Umsatzes ins Ausland abfließt. Onlinedruckereien z.B. aus dem Nachbarland Deutschland, sind medial auch am heimischen Markt sehr stark präsent.

In der Krise liegt die Chance für die Kärntner Druckereien!

Anstatt sich entmutigen zu lassen, haben viele Kärntner Druckereien diese Herausforderung als Chance gesehen. Es wurde in moderne Technologien investiert, um effizienter zu arbeiten und wettbewerbsfähige Preise anzubieten, ohne die Qualität zu vernachlässigen. Und sie haben die Fähigkeit, sich auf ihre Stärken zu konzentrieren. Während Onlinedruckereien oft auf Massenproduktion und Standardisierung setzen, haben die Kärntner Betriebe ihre Nische in der Herstellung hochwertiger, maßgeschneiderter Druckprodukte gefunden. Darüber hinaus nützen sie den unschätzbaren Vorteil, lokal verwurzelt zu sein. Sie kennen ihre Kunden persönlich und können auf individuelle Bedürfnisse eingehen. Diese Betreuung und der direkte Kontakt schaffen ein Gefühl der Vertrautheit und Kundenbindung, das für viele Online-Anbieter schwer zu replizieren ist.

Rudi Gaugeler ist zuversichtlich und kennt seine Qualitäten: Der direkte Kontakt zu den Kunden und die hohe Flexibilität sichern seine Auftragslage. (Foto: Gaugeler Druck)
Rudi Gaugeler ist zuversichtlich und kennt seine Qualitäten: Der direkte Kontakt zu den Kunden und die hohe Flexibilität sichern seine Auftragslage. (Foto: Gaugeler Druck)

Gaugeler punktet mit Effizienz

Beispiele, wie es erfolgreich laufen kann, gibt es in Kärnten genug: Hingabe für die Druckkunst, Lust auf technische Erneuerungen und ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein für den Familienbetrieb sind z.B. die Triebfeder für Rudi Gaugeler von Gaugeler Druck- und Folientechnik aus Klagenfurt. Der 44jährige hat den Betrieb vom Vater übernommen und zu einem modernen Unternehmen weiterentwickelt. Beim Stichwort Effizienz fällt ihm sofort der interne Workflow ein, der die rasche Abarbeitung von Aufträgen im Team garantiert: „Es gibt keine Auftragstaschen mehr, sondern die Tasks werden den MitarbeiterInnen vollelektronisch zugewiesen. Auftragsbeschreibungen, Bilder und dazugehörige Emails verkürzen die Informationswege. Und man kann wie bei einer Checkliste erledigte Aufgaben virtuell abhaken, damit für jeden ersichtlich ist, was bereits getan wurde und welche Tasks noch offen sind,“ beschreibt er sein Rezept für Flexibilität.

Kreiner beweist Ausdauer

Beständigkeit und Durchhaltevermögen zeichnet auch Kreiner Druck in Villach aus: „Als ein über volle vier Generationen geführtes Familienunternehmen hat sich jedes Mal bewiesen, dass die Kombination aus persönlichem Einsatz, Kompetenz und Leidenschaft für diesen Beruf, sowie unternehmerische Weitsicht und Entscheidungsfreude die Grundlagen sind, alle die herausfordernden technischen und wirtschaftlichen Situationen gut zu meistern,“ bringt Seniorchef Armin Kreiner das Erfolgsgeheimnis auf den Punkt. Den Staffelstab im Unternehmen hat er bereits an Bruder Daniel weitergegeben, um sich selbst ein wenig zurückzuziehen. Der lenkt nicht nur das Unternehmen in neue Bahnen, sondern engagiert sich als Sprecher der Kärntner Druckereibetriebe auch für die Verbesserung der Rahmenbedingungen und den Stellenwert des Druckergewerbes in Kärnten.

Mit Innovation zu unkonventionellen Lösungen

Dass sich Innovation und Tradition gut vereinbaren lassen, beweist Alexander Mann, der mittlerweile bei Kreiner-Druck „angedockt“ hat: Das Allroundtalent ist vielen noch für seine kreativen Umsetzungen im Werbemittelbereich mit der Produktion von bedruckten Displays, Kartonmöbeln etc. bekannt. Seinen Einfallsreichtum und die Out-of-the-box-Mentalität kombiniert er nun in seiner neuen Rolle in Villach, wo er das Vertriebsmanagement ergänzt, was sich für beide Seiten gut zu rechnen scheint.

Alexander Mann bringt als „Quereinsteiger" viel frischen Wind in die Branche und überzeugt mit Flexibilität und Kreativität gleichermaßen. (Foto: Baurecht)
Alexander Mann bringt als „Quereinsteiger“ viel frischen Wind in die Branche und überzeugt mit Flexibilität und Kreativität. (Foto: Baurecht)

„Als Quereinsteiger vor knapp 8 Jahren begeistert mich auch heute immer noch die Herausforderung, unterschiedliche Kundenideen in handwerkliche und technologische Lösungen umzusetzen. Meine Erfahrungen aus der Startup-Welt haben mich gelehrt, dass es zur Problemlösung nicht nur eine Sichtweise gibt, sondern Ideenreichtum gefordert ist. Das kann ich jetzt in meiner Arbeit bei Kreiner Druck sehr gut ausleben. Denn unser Credo lautet: Geht nicht, gibt´s nicht! Alle Kundenanfragen, die reinkommen landen auch bei mir am Schreibtisch. Denn bislang haben wir noch für jede Anfrage auch die passende Lösung gefunden.“

Ploder sorgt für regionale Beschäftigung

Johannes und Ferdinand Ploder aus Althofen setzen auf den Erfolgsfaktor Regionalität.
Johannes und Ferdinand Ploder aus Althofen setzen auf den Erfolgsfaktor Regionalität.

Und auch abseits vom Zentralraum tut sich einiges. Seit der Firmengründung durch Peter Ploder vor rund 30 Jahren, setzen nun die Söhne Johannes und Ferdinand Ploder mit der Druckerei Ploder im Industriepark Süd in Althofen ein Ausrufezeichen für lokale Druckerzeugnisse. Neben dem Einsatz von neuesten und umweltfreundlichen Technologien und handwerklichem Können ist auch eine präzise Beratung gefragt. Hier setzen die Brüder stark auf die Regionalität. Als lokaler Arbeitgeber sehen sie ihre große Stärke auch im direkten Kontakt zu Ihren Kundinnen und Kunden. Das schafft Vertrauen und bringt so eine starke Bindung in der Kundenbeziehung. Ein wichtiger Baustein ihres Erfolges!

Zusammen stärker

Stichwort Zusammenarbeit: Ein Erfolgsgeheimnis der heimischen Druckereien liegt in der Zusammenarbeit. Anstatt sich als Konkurrenten zu betrachten, haben sie erkannt, dass sie durch Kooperation stärker sind. Durch die Gründung der Dachmarke „Druckland Kärnten“ können sie ihre Ressourcen bündeln und Synergien nutzen. Dies ermöglicht es auch, größere Aufträge anzunehmen und die KundInnen mit einem breiteren Spektrum an Dienstleistungen zu bedienen.

Die persönliche Note ist immer noch entscheidend!

In einer Zeit, in der die Welt immer stärker von der Anonymität des Internets und der Austauschbarkeit von Produkten geprägt ist, erinnern uns die Erfolge der Kärntner Druckereien daran, dass die menschliche Note und die regionale Verbundenheit nach wie vor einen unschätzbaren Wert haben. Denn selbst in Zeiten von LinkedIn, etc. wird z.B. eine hochwertig produzierte Visitenkarte, gedruckt auf einem edlen Papier, immer noch einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Und in der digitalen Werbeflut wird ein gedrucktes Mailing, z.B. konzipiert und gestaltet von der Kärntner Kreativbranche, wieder mehr langfristigen und nachhaltigen Eindruck hinterlassen, als man glauben möchte!

M.U.T.letter

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