Zurück in die Zukunft: Der VW ID.Buzz im Autotest

Wo sich Ballungsräume immer stärker anreichern, Megacities wuchern, urbaner Wohnraum zunehmend unerschwinglich wird und – zumindest im kommunistischen Graz – vielleicht bald größere Autos beim Parken mehr kosten, ist Raum der neue Luxus.

Insofern ist der VW-Neuzugang mit dem zwar familienintern stimmigen, aber dennoch gewöhnungsbedürftigen Namen „ID.Buzz“ ein echter Luxusliner: Die Schulter klemmt nicht an der B-Säule, der Abstand zur Frontscheibe beträgt gefühlt eineinhalb Meter, und bei der Vorstellung, einen versehentlich ganz nach vorne geflatterten Parkschein bergen zu müssen, gewinnt die Park-App dramatisch an Attraktivität.

Retro-Charme

Apropos. Was beim Versuch, dem guten, alten Käfer in Form des New Beetle einen neuen Lebenszyklus einzuhauchen, vielleicht nicht ganz nach Wunsch gelaufen ist, haben die Designer beim Retro-Buzz perfekt hinbekommen: Mit seiner Knautschnase und dem comichaften Gschau des LED-Gesichts zaubert er Passanten ein Schmunzeln ins Gesicht, und freundlich winkende Fußgänger hat man aus einem neuen Auto auch schon länger nicht gesehen.

Der mit dem Auto spricht

Diese fröhliche Grundstimmung setzt sich auch im Innenraum des Buzz fort. Ein feistes Lenkrad mit gut erreichbarem Vorwärts-/Rückwärts-Drehschalter, ein auf das Wesentliche beschränkter, kleiner Monitor davor, ein zentraler, klar strukturierter Info-Bildschirm und die Möglichkeit, wichtige Funktionen per Sprachbefehl – „Hallo, ID!“ – zu steuern, machen das Fahren des Buzz zu einer spielerischen Übung. Dabei helfen auch ganze Scharen digitaler Heinzelmännchen, pardon: intelligenter Assistenzsysteme vom Spurwechsel übers Bremsen bis hin zum Einparken.

Mobile Correctness

Ach ja, Fahren. Über die Vorteile des ebenso antrittsstarken wie leisen Elektroantriebs ist hinreichend viel geschrieben worden, VW hat mit der Rückkehr zum Grundkonzept des Bulli (Motor hinten, Heckantrieb) jedenfalls alles richtig gemacht. 150 kW genügen für leichtfüßigen Vortrieb, vor allem von null auf Stadttempo ist der Buzz ausgesprochen agil. Bei 145 km/h ist allerdings Schluss, das spart Akku und Nerven und passt zum korrekten Gesamteindruck des E-Autos: Sogar der Innenraum ist vegan, also frei von Materialien tierischen Ursprungs.

„B“ wie Bodental

Tierisch freuen werden sich jedenfalls energiebewusste Elektrofahrer über den Buchstaben „B“ wie Bremse am Display: Mit zweimaligen Rechtsdreh am Lenkradhebel schaltet man in den One-Pedal-Modus mit voller Rekuperation. Denn während man beim Bergabfahren mit einem herkömmlichen Verbrenner mit dem Motor bremst und oft noch überschüssige Energie in nutzlose Wärme (und Bremsbelagabrieb) verwandelt, lädt das E-Auto über den Elektromotor den Akku wieder auf.

Das funktioniert beindruckend gut: Bei der Testfahrt von Klagenfurt ins Bodental brauchte der Buzz den Loibl aufwärts ziemlich genau 100 Kilometer Reichweite; bei der Heimfahrt bergab inklusive Abstecher zum Ressnigteich aber nur drei (3!) Kilometer, dabei war die Fußbremse genau einmal im Einsatz (beim Linksabbiegen vom Bodental auf die Loiblpass-Bundesstraße). Die Batterie hat 77 kWh, damit kommt der Buzz im Winter bei einem Verbrauch von rund 25 kWh mehr als 300 Kilometer weit (nach WLTP: 423 km).

Original Schiebetür-Sound

Wichtiges Merkmal für einen Bus/Buzz ist allerdings der Stauraum, und der überzeugt: 1.121 Liter, mit umgeklappten Sitzen sind es 2.205 Liter. 529 Kilo Zuladung für den (derzeit noch) Fünfsitzer könnten beim Herrenausflug inklusive Bier und Grillgut allerdings eng werden, aber immerhin zwei der Gäste könnten im Buzz schlafen. Allerdings nur, bis jemand eine der beiden Schiebetüren aufmacht: Sie sind das perfekte Retro-Zitat und klingen wie im original Hippie-Bulli T2 (der erste mit Schiebetür, ab 1967).

CHECK-IN

Volkswagen ID.Buzz, vollelektrischer Bus, 4,7 Meter lang, 2,2 Meter breit (inkl. Spiegel). Fünfsitzer, ab 2024 auch als Siebensitzer. 150-kW-Elektromotor (310 Nm), Hinterradantrieb. Akku 77 kWh (netto), Laden an der Haushaltssteckdose, 11 kW (AC) oder bis zu 170 kW (DC). 0-100 in 10,2, Vmax 145.

Auto Krainer KlagenfurtDer Testwagen wurde zur Verfügung gestellt von Auto Krainer in Klagenfurt und kostet (inkl. Anhängekupplung, Design-, Infotainment- und InterieurPaket) 82.961 Euro.

Meine Bewertung

Meine Bewertung

Business und Geld  ★★

Feeling und Emotion   ★★★★

Familie und Alltag   ★★★★★

Spaß und Fahrfreude   ★★★★

Fotos: Peter Schöndorfer

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