Kärntner Forstvertreter wollen in der EU mitverhandeln

In Kärnten schlägt die Diskussion um die EU-Forstpolitik hohe Wellen. Vertreter der Forstwirtschaft fordern einen drastischen Kurswechsel in der aktuellen EU-Gesetzgebung, insbesondere bei der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR). Christian Benger, Obmann der Land & Forstbetriebe Kärnten, kritisiert die momentane Politik scharf als praxisfern und kontraproduktiv, die eher schadet als nützt.

Die Forstwirtschaft in Kärnten ist nicht nur ein essenzieller Bestandteil der regionalen Ökologie, sondern auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Die Wälder Kärntens bedecken über 500.000 Hektar, was ungefähr 42% der Landesfläche ausmacht. Sie bieten nicht nur Lebensraum für eine reiche Biodiversität, sondern auch Arbeitsplätze für rund 40.000 Menschen in der Forst- und Holzwirtschaft. Diese Branche generiert in Kärnten eine jährliche Wertschöpfung von mehr als 3 Milliarden Euro. Der Sektor trägt wesentlich zur lokalen Ökonomie bei, indem er nachhaltige Arbeitsplätze schafft und gleichzeitig die Versorgung mit Holz, einem klimafreundlichen Rohstoff, sicherstellt. Diese Zahlen verdeutlichen die dringende Notwendigkeit, die Forstpolitik so zu gestalten, dass sie sowohl die ökologischen als auch die ökonomischen Aspekte der Waldwirtschaft unterstützt und fördert.

„Seit Generationen arbeiten wir Waldbewirtschafter vielfältig wie nachhaltig in Eigenverantwortung. Daher haben wir mehr Wald denn je.“ Christian Benger

Zukunftsfähige Forstwirtschaft in Gefahr

Die derzeitigen Vorschriften der EUDR, die ohne Rücksicht auf nationale Besonderheiten und bewährte Praktiken erlassen wurden, bedrohen nicht nur die wirtschaftliche Viabilität der Forstwirtschaft in Kärnten, sondern auch die ökologische Nachhaltigkeit der Wälder. Benger betont: „Nationale Differenzierung ist gefragt. Das Versagen einzelner Rechtsstaaten kann nicht mit Bürokratie auf die Schultern der mitteleuropäischen Waldbewirtschafter abgewälzt werden.“ Und Matthias Granitzer vom Waldverband Kärnten ergänzt: „Die von uns ursprünglich als positiv erachteten Ziele des Europäischen Green Deals äußern sich jetzt in Gesetzesvorlagen, die mit einer bürokratischen Schikane für unsere heimischen Waldbesitzer einhergehen.“

Charta für selbstbestimmte Waldbewirtschaftung unterzeichnet

Unter der Schirmherrschaft des WV Österreich und mit breiter Unterstützung der lokalen politischen und wirtschaftlichen Vertreter, wurde eine Charta für eine selbstbestimmte Waldbewirtschaftung in Kärnten ins Leben gerufen. Diese Charta soll als Bekenntnis zu einer eigenverantwortlichen und nachhaltigen Forstwirtschaft dienen, die den lokalen Bedingungen und Bedürfnissen entspricht. Johannes Thurn-Valsassina vom Kärntner Forstverein: „Österreichs Forstwirtschaft arbeitet auf international anerkannten, allerhöchsten Standards. Die überbordende Bürokratie der Entwaldungsverordnung bringt keine Verbesserung zu den österreichischen Standards, aber behindert und verteuert die Handlungsfähigkeit der Forstwirtschaft und führt mittelfristig zu einem Strukturverlust.“

Kärntner Forstvertreter gegen EU-Forstpolitik
„Wir lehnen eine Bevormundung durch die Entwaldungsverordnung ab, denn diese gefährdet die regionale Vielfalt und damit die multifunktionale Kraft des Waldes“, betont Christian Benger.

Geforderte Maßnahmen und lokale Autonomie

Die Forderungen aus Kärnten sind klar: Die EU muss ihre Politik an die realen Bedingungen und Herausforderungen der regionalen Forstwirtschaft anpassen und darf nicht weiterhin eine Einheitslösung vorantreiben, die sich bereits als unpraktikabel erwiesen hat. Subsidiarität, also die Entscheidungskompetenz auf der niedrigstmöglichen Ebene, muss wieder in den Fokus gerückt werden, um die EU-Forstpolitik effektiver und gerechter zu gestalten.

Gemeinsam gegen das Bürokratiemonster

Zur Unterstützung dieser Ziele wurde eine EU-weite offene Petition initiiert, die sich direkt an die EU-Kommission und das EU-Parlament richtet. Diese Petition fordert eine Überarbeitung der EUDR, um die unangemessenen bürokratischen Lasten zu reduzieren und den Forstbetrieben mehr Freiraum für nachhaltige Praktiken zu geben. Laut Benger ist es höchste Zeit, dass „wir eine EU-Politik erleben, die die Waldbesitzer unterstützt statt sie zu gängeln.“

„Eine zu kurzsichtige und ideologisch motivierte EU-Politik gefährdet die aktive und nachhaltige Bewirtschaftung unserer Wälder.“ Matthias Granitzer

Kärnten fordert Umdenken: Lokale Expertise vs. EU-Forstpolitik

Die Bewegung für eine revidierte Forstpolitik in Kärnten spiegelt eine breitere Unzufriedenheit mit der derzeitigen EU-Forstpolitik wider. Sie zeigt deutlich, dass lokale Expertise und langjährige nachhaltige Praktiken in die Gestaltung von Gesetzen einfließen müssen, die sowohl die Umwelt schützen als auch die lokale Wirtschaft stärken. Mit der Charta und der europaweiten Petition setzen die Kärntner Forstvertreter ein starkes Zeichen für Veränderung und fordern eine Rückkehr zu einer Politik, die Realitäten respektiert und fördert.

Bürokratie in der Waldwirtschaft ist ein wachsendes Problem. Hier können auch Sie die Petition unterschreiben.

Foto: Helge Bauer, LK Kärnten

M.U.T.letter

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