Vom Nice-to-have zum Must-have

Andreas Tschas und Rainhard Fuchs sind zwei helle Kärntner Köpfe, die sich dem Klimaschutz privat wie beruflich verschrieben haben. Mit ihrem erfolgreichen Start-up Glacier helfen sie Unternehmen, die Klimatransformation zu bewältigen, und schaffen nur zwei Jahre nach der Gründung ihres Unternehmens mit dem Roll-out in Deutschland einen bedeutenden Meilenstein für die Klima-Community.

Es braucht Menschen mit Mut, um etwas zu bewegen. So zählen die Gründer von Glacier mittlerweile 20 bezahlte MitarbeiterInnen zu ihrem Climate-Education-Start-up, was in der Branche nicht alltäglich ist, halten sich viele in dieser Szene doch mit Volunteers in den ersten Jahren über Wasser. „Klimaschutz ist Teamarbeit“, lautet ihr Motto. Mit ihrem Team setzen sie dort an, wo sich der Erfolg einer Transformation entscheidet: bei den MitarbeiterInnen. „Der Klimaschutz war immer unsere Grundidee“, betont Rainhard Fuchs, CCO und Co-Founder von Glacier. Mit dieser starken Grundeinstellung haben es die beiden Kärntner weit gebracht. Die stete Weiterentwicklung hat Glacier vom ursprünglichen Produkt (einem CO₂-Fußabdruckrechner) zum Klima-Fortbilder in die erste Reihe der Start-ups in der green economy katapultiert.

Demokratie des Klimaschutzes

„Wir wollen Klimaschutz demokratisieren, denn unsere Erfahrung zeigt, dass es an der Aufklärung der Basis fehlt“, so Andreas Tschas, CEO & Co-Founder. Die Werkzeuge dafür seien heute andere und würden von der Basis in Form eines persönlichen Beitrags kommen. Starke 70 % der MitarbeiterInnen* wünschen sich mehr Informationen, um positiv mitwirken zu können. Mit Microlearning- Videos wird das Thema von Glacier auf einem niederschwelligen Ansatz aufgegriffen und erklärt. Sie enthalten Informationen, warum Klimaschutz notwendig ist, sowie aktuelle Beispiele. Ziel ist es, den eigenen Job nachhaltig zu gestalten. MitarbeiterInnen werden Lösungen angeboten, was sie persönlich zum Klimaschutz beitragen können, aber auch, was das Unternehmen tun kann. Dieses Fortbildungsangebot ist einzigartig im Bereich der Unternehmen. In der nächsthöheren „Masterclass“ wird dann langfristig begleitet.

Mit Klimaschutz den Unternehmenswert steigern

Glacier Rainhard Fuchs
Gründer aus Kärnten: Rainhard Fuchs

Nachhaltig ist mittlerweile auch der Zugang der Unternehmen zum Thema Klimawandel. Denn der Druck steigt von mehreren Seiten. Sinnstiftend war gestern, jetzt geht es für Firmen darum, Refinanzierungen zu bekommen. Das Thema ist also im Top-Level-Management angekommen. Und mit der Taxonomie-Verordnung kommt auf EU-Ebene die nächste große Welle nach der DSGVO auf Unternehmen zu. Dann werden auch kleine Firmen für Kredite einen Umweltbericht vorlegen müssen, um die Glaubwürdigkeit ihres Betriebes darstellen zu können. Das freut auch die Finanzverantwortlichen, denn Sparmaßnahmen und Klimaschutz gehen Hand in Hand. So spart Klimaschutz nicht nur Kosten, sondern verringert im gleichen Atemzug den CO₂-Ausstoß. „Klimaschutz lohnt sich also. Klimapioniere wissen, dass die Umsetzung sich auch auf eine bessere Mitarbeiterbindung bis hin zu einem höheren Unternehmenswert auswirkt. Denn jedenfalls 40% der MitarbeiterInnen ist die Nachhaltigkeit des eigenen Unternehmens wichtig“, verrät Fuchs.

Climate communication

Naheliegend, dass das berühmte grüne Mascherl ausgedient hat, denn immer mehr Jobbewerber sehen ganz genau hin. HR-ExpertInnen wissen es schon länger: Die Markenpflege fällt bei BewerberInnen unter die Top-Gründe, warum sie sich für ein Unternehmen entscheiden. Viele würden für diese extra Motivation sogar den Job wechseln, wollen Teil der Klimawende sein. Eine neue Generation lässt grüßen. Dennoch fehle es an Nachhaltigkeitsbeauftragten, spricht Fuchs den Aufholbedarf an. Es brauche dringend Nachschub von den Universitäten: „Wir haben einen Expertenmangel.“

Nachhaltigkeit erobert Vorstandsetagen

Glacier Rainhard Fuchs Andreas Tschas
Mit Glacier wollen Fuchs und Tschas Unternehmen zu Klimaschutz-Vorreitern machen.

Das Thema werde oft vom Marketing und verschiedenen anderen Abteilungen übernommen. Dieses bunte Miteinander bringe aber immerhin viele Sichtweisen ins Spiel und „Nachhaltigkeitsexperten kommen mittlerweile sogar in die Vorstände!“, zeigt sich Fuchs erfreut. Dabei stellen sich alle KlimabotschafterInnen dieselbe Frage: Welche Wirtschaftswelt wollen wir in den nächsten Jahren in Europa gestalten? Dass Klimaschutz nur gemeinsam angegangen werden kann, bewiesen bereits frühe Partnerschaften mit wichtigen Playern am Markt. Zwei davon sind Unterstützer der ersten Stunde und hatten ihren Anfang in Kärnten. Zu diesen großen Wegbereitern und -begleitern zählen die Glacier-Gründer u.a. Infineon und BABEG, die an die Idee glaubten und deren Umsetzung eine Chance gaben.

Österreichisches Start-up auf Expansionskurs

Seit Oktober beschäftigt Glacier mit Bentje Lefers in der Hamburger Niederlassung eine Countrymanagerin für Deutschland. Ein großer Schritt für die beiden Kärntner und ihr junges österreichisches Start-up, das nun 200 KundInnen in fünf Ländern (Deutschland, Österreich, Italien, Schweiz und Tschechien) betreut. „Der Roll-out war ein logischer Schritt, da viele bestehende Partner wie etwa Infineon deutsche Headquarter oder Niederlassungen haben und auch der Bedarf von Neukunden da ist“, gibt Fuchs einen Einblick. Der Übergang in den neuen Markt sollte sich mit der deutschen Sprache auch noch flüssiger umsetzen lassen. Nun will Glacier die Relevanz für die deutschen Unternehmen steigern, indem sie Bezüge herstellen, die die Menschen vor Ort kennen. Klimabotschafter wie der bekannte Meteorologe Marcus Wadsak bräuchten ein deutsches Pendant, um bei MitarbeiterInnen in Zukunft anzukommen.

Mehr über Glacier.

*Quelle: Gallup 2022

Fotos: Matphoto

M.U.T.letter

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