Harley, GTI: Die einen hui, die anderen pfui

Im schönsten Spätsommersonnenschein tuckern tausende Motorräder der US-Kultmarke Harley-Davidson über Kärntens Straßen. Das alljährliche Treffen am Faaker See ist allerdings nicht nur ein Leckerbissen für in- und ausländische Zweiradfans, sondern ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für den heimischen Tourismus.

Eine viele Kilometer lange Parade durch halb Kärnten, ein täglicher donnernder Bike-Corso rund um „Harleywood“ am Faaker See, abends tritt Weltstar Bon Jovi im Harley-Village auf: Ein gigantisches Spektakel, das sich seit 1998 am Fuße des Mittagskogels abspielt, wo sich rund 100.000 Fahrer des US-V2 und andere Schaulustige treffen. Und seit Mittwochabend ist es fix: Standesgemäß auf der Insel im Faaker See unterzeichneten Tourismusverantwortliche und Harley-Organisatoren eine Vertragsverlängerung bis 2030.

Die Spannung von E-Harleys

In die Erleichterung der Touristiker nicht nur in der Region Villach mischen sich auch hier erste kritische Stimmen: Solche Verbrenner-Veranstaltungen seien nicht mehr zeitgemäß, die Lärm- und Schadstoffbelastung zu hoch. Kärntens oberster Tourismuswerber, Klaus Ehrenbrandtner, träumt schon von einem „Treffen der E-Harleys, das wäre spannend“ –Spannung zumindest aus Sicht der Elektrotechniker.

Harley, GTI: Die einen hui, die anderen pfui
Günther Albel, Sebastian Schuschnig, Klaus Ehrenbrandtner, Kolja Rebstock, Georg Overs, Michaela Tiefenbacher, Christian Poglitsch und Michael Sternig

Millionen-Spektakel geht in die Verlängerung

Während das Mega-Spektakel aus Sicht der Umwelt- und Anrainerverträglichkeit Fragezeichen aufwirft, sind die wirtschaftlichen Vorteile unbestritten. Wie eine Wirtschaftlichkeitsanalyse ergibt, schafft das Harleytreffen eine Bruttowertschöpfung – je nach Berechnungsdetails – von 25 bis 35 Millionen Euro. Rechnet man indirekte und induzierte Effekte hinzu, kommt die Veranstaltung in Kärnten auf einen Beitrag zum Bruttoregionalprodukt von etwa 30 Millionen Euro, österreichweit sind es sogar über 40 Millionen.

Kärntens brummender Motor für 500 Arbeitsplätze und saisonale Stabilität

In Summe steht das Harleytreffen damit für 500 Ganzjahres- und Vollzeitarbeitsplätze in Kärnten. „Die Vertragsverlängerung ist ein sehr starkes Signal vor allem für jene Betriebe, die deshalb in der Schultersaison länger offenhalten können und darauf auch ihre Investitionspläne ausrichten“, erklärt Wolfgang Kuttnig, Tourismus-Geschäftsführer in der Wirtschaftskammer.

GTI bleiben auf der Strecke

Weniger Glück hatte das GTI-Treffen, das seit 30 Jahren rund um den Wörther- und Keutschacher See in der Vorsaison die Betten gefüllt hat und im heurigen Frühjahr überraschend und endgültig zu Grabe getragen wurde. Der Politik waren die Beschwerden der Anrainer wichtiger als die Umsätze der Touristiker: Ohne Rücksprache oder auch nur Information der betroffenen Unternehmer wurde ein Dauerbrenner-Event mit einer jährlichen regionalen Wertschöpfung von etwa 25 Millionen Euro kurzerhand abgesagt.

Zwischen Tradition und Transformation: Kärntens Tourismus am Scheideweg

Für Touristiker und Spartenobmann Josef Petritsch bis heute eine inakzeptable Vorgehensweise: Die Tourismuswirtschaft sei zwar äußerst sensibel für gesellschaftliche Veränderungen und verdränge keineswegs die Tatsache, dass GTI-, Harley- und Sportwagentreffen unter dem Primat des Klimaschutzes neu zu bewerten seien. „Aber allein aus Respekt vor unseren GTI-Gästen, die zum Teil seit Jahrzehnten oder sogar in der zweiten Generation gekommen sind, und vor den regionalen Tourismusunternehmen, die für eine eventuelle Umstellung Zeit brauchen, müssen wir hier für die Zukunft  vorbauen und gemeinsam einen Weg festlegen, den alle Beteiligten gehen können und wollen!“

Fotos: Kärnten Werbung, Büro LR Schuschnig/Habich

M.U.T.letter

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