Ein „Playboy“, der Unternehmen spielend erfolgreich macht

Der Lavanttaler Manuel Grassler war schon immer ein leidenschaftlicher Spieler. Besonders Brett-, Strategie- und Rollenspiele haben es ihm angetan. Diese Leidenschaft verbindet er heute mit den Themen Innovation, Changeprozess und Organisationsentwicklung. In unserem M.U.T.-Gespräch erzählte er, warum erfolgreiche Führungskräfte verspielt sein sollten, um spielend erfolgreich zu werden!

M.U.T.: Wie kommt ein Lavanttaler Stiftsgymnasiast auf die Idee, die Wirtschaftswelt mit spielerischen Prozessen zu erobern?

Manuel Grassler: Als gebürtiger Lavanttaler übersiedelte ich nach der Matura im Stiftsgymnasium St. Paul – wie viele – nach Graz. Nach einem Schnupperjahr in der Architektur wechselte ich auf das Joanneum. Der Studienzweig Produktionstechnik und Organisation überzeugte mich durch das duale Konzept, das damals der Zeit schon weit voraus war.

Mein Arbeitsleben begann 2004 bei Roche Diagnostics in Graz. Ich lernte die Bereiche Fertigung, Arbeitsvorbereitung, Umwelt- und Qualitätsmanagement sowie den Strategischen Einkauf kennen. Doch nach sechs Jahren verspürte ich die Lust, in die Kreativwirtschaft zu wechseln. Neue Themen, wie Design Thinking, Service Design oder Business Modelling haben mich fasziniert. Themen, die ich im Strategischen Einkauf aber leider nicht anwenden konnte. Nach einer weiteren Ausbildung zum Grafik- und Kommunikationsdesigner wechselte ich daher 2012 zur Neuroth AG, um als Media-Einkäufer das strategische Marketing auszubauen und die Marketingabteilung zu einer Inhouse-Agentur umzugestalten. Ergänzt durch private Engagements in der Grazer Startup-Szene und der Innovationsberatung des innolab (Campus02, WKStmk.) war mir schnell klar, dass ich in die Innovations- und Strategieberatung wechseln muss.

M.U.T.: Was waren deinen nächsten Schritte auf dem Weg zum Coach?

Manuel Grassler: Motiviert startete ich dann 2015 – nach einer Ausbildung zum Facilitator der LEGO® Serious Play® Methode – in meine Selbständigkeit und wurde Teil des internationalen Netzwerks der Design Thinkers Group. Gemeinsame Expansionspläne mit zwei Partnern, wurden aber abrupt über den Haufen geworfen, als uns 2015 ein potentieller Neukunde, die Haufe-Umantis AG in St. Gallen/Schweiz, übernahm. Für uns drei Rookies wurde das aber letztlich mit einer Anstellung belohnt. Die Schweizer Umantis ist ein sehr experimentelles HR-Unternehmen. Meine Aufgabe war es, die Organisation zu befähigen, mittels spielerischer und strategischer Methoden und Workshopformaten die Kunden bei der Transformation zu unterstützen. Das brachte mich Kunden wie NIKE, DAIMLER, SWISSCOM, JUNGHEINRICH, ZEISS sehr nahe. Ich konnte Prozesse und Großgruppenformate (40 – 200 Teilnehmende) und Co-Creation Sessions gestalten und durchführen. Eine unglaublich spannende Zeit.

Noch spannender wurde es aber, als im Jahr 2018 – exakt am Tag meines Geburtstages – meine Tochter Pia zur Welt kam. In einer selbst verordneten Auszeit beschloss ich, mein Leben neu auszurichten. Wieder einmal.

Ich entdeckte das spielerische Coaching und wurde 2018 als Unternehmens- und Strategieberater zum Kleinunternehmer. Meine Frau Anja, ebenfalls aus dem Lavanttal, ist Medizinerin am LKH Wolfsberg und war bis zur Geburt unserer Tochter 14 Jahre lang, täglich von Graz nach Wolfsberg gependelt. Das war familientechnisch irgendwann einfach zu kräftezehrend. Darum entschieden wir uns, wieder nach Kärnten, in die Nähe unserer Familien zu ziehen. 3 Jahre dauerte die Suche, ehe wir ein Haus in Wolfsberg gefunden haben. Seit dem Sommer 2023 leben wir nun wieder in Wolfsberg.

Mit der Rückkehr war für mich klar, dass ich mein Büro nicht als Homeoffice im neuen Haus einrichten werde. Ich wollte ein Playability Lab schaffen. Einen Ort, wo Arbeit und Spiel miteinander verschmelzen und neue Ideen, Strategien, Arbeitsweisen gestaltet und erlernt werden. Ein Raum für Workshops, interaktive Formate, Trainings, gemeinsames Spiel und Begegnung rund um Zukunfts- und Arbeitsthemen. Mein unternehmerischer Fokus: LEGO® Serious Play® und Service Design Thinking.

2020 habe ich mit mir selber einen Solo-Design Sprint für eine Repositionierung hingelegt und Play@Work bzw. die Spielbarkeit von Mensch und Organisation (Playability) auf Herz und Nieren getestet. Das war wie eine Kopfexplosion!  Es haben sich auf einmal so viele Puzzlestücke zusammengefügt. Endlich manifestierte ich, was in mir steckt.

M.U.T.: Wie können lokale Unternehmen von deiner spielerischen Methodik profitieren?

Manuel Grassler: Als Unternehmensberater und Facilitator (also jemanden, der es einer Gruppe an Menschen leicht macht, zu einem Ergebnis zu kommen) verkaufe ich meine Zeit, meine Fähigkeiten und mein spezielles Wissen rund um Spiel und Arbeit, Innovation, Transformation und Methoden und Tools. Ich begleite Teams und Organisationen dabei, neue Visionen für ihre Zukunft zu kreieren, strategische Ziele abzuleiten, Produkte und Services zu entwickeln bzw. mit neuen Ideen, die dafür passende Organisation, die Prozesse und Rollen zu finden. Alles mit spielerischen Zugängen, Haltungen und Methoden.

Es kommen Menschen aus Organisationen zu mir, die etwas bewegen oder verändern möchten. Meist Change- oder InnovationsmanagerInnen, HR-Verantwortliche oder die Geschäftsführung selbst. Nach einem ersten Meeting setze ich mich an das Reißbrett und gestalte ein intensives, spielerisches Format. Inklusive den Methoden und Tools aus meinem Portfolio. Das Ziel ist es, Antworten auf die definierte Kernfragestellung zu finden: Wie können wir eine handlungsanleitende Produktvision für eine wünschenswerte Zukunft unserer Organisation entwickeln? Welche Produktvision schlummert in uns, die es uns ermöglicht, in Zukunft einen enormen Impact am Markt und in der Organisation zu erzeugen? Vielfach wird auch daran gearbeitet, gemeinsam besser im Management Team zusammen zu arbeiten, um die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens fördern.

Zum Einsatz kommen dabei Lego-Steine, Knetmasse, Playmobil usw. Das hilft sicherzustellen, dass alle Beteiligten ihre Blickwinkel einbringen, um ihr Denken gestaltbar in Richtung Möglichkeiten und Zukunft zu erweitern. Daraus sollen strategische Zielbilder entstehen, die den Wunsch nach Beteiligung und Veränderung stärken. Wenn es dafür notwendig ist, einen Seminarraum von oben bis unten mit buntem Klebeband zu gestalten, dann ist das für mich und den Prozess genauso opportun, wie die Entwicklung neuer Methoden.

Spiel hat bei mir immer einen strategischen Zweck. Mit den Ergebnissen des Workshops, geht es für mich dann wieder zurück ans Reißbrett. Denn die Inhalte müssen vorstandstauglich (Anm: Feedback meiner KundInnen) aufbereitet und weitere Handlungsempfehlungen und Prozessschritte abgeleitet werden.

M.U.T.: Wer sollte sich von deinem Angebot angesprochen fühlen?

Manuel Grassler: Gute Frage! Vor allem Unternehmen die offen dafür sind, neue Wege zu gehen, sich mit Selbst-Erneuerung und Innovation auseinandersetzen, um die Zukunft aktiv zu gestalten und neugierig sind. Alle, die dem Thema Spielen als Komplexitätsbewältigungskompetenz offen gegenüberstehen. Man kann zum Kennenlernen aber auch einfach im „Lab“ vorbeikommen.

Ich habe in Wolfsberg am Getreidemarkt 6 das Playability Lab errichtet. Das ist ein Workshopraum, in dem Arbeit und Spiel miteinander verschmelzen. Das gesamte Inventar ist flexibel und aus Sicht eines Workshop-Facilitators gestaltet. Damit kann man unterschiedliche Settings realisieren. Ausgelegt ist der Raum für bis zu 10 Personen im Workshop Modus und 15 Personen im Vortragsmodus. Ergänzt wird das Raumangebot mit einer umfassenden Methodensammlung und vielen Serious Games sowie einer feinen Bibliothek zu den Themen Innovation, Arbeit, Kommunikation, Strategie, Organisation und Veränderung. Den Raum kann man für eigene Trainings und Workshops mieten. Aber auch für kleinere Teaser-Veranstaltungen oder auch als Break-out vom Büro- oder Homeoffice, um in kreativer Umgebung zu co-worken. Das „Lab“ ist für Unternehmen und Organisationen interessant, die selbst ein Ideenlabor einrichten oder ausweiten wollen. Da man hier viel entdecken und ausprobieren kann. Und ich kann garantieren: Fad wird es bei mir nie werden!

M.U.T.letter

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