„Nachher ist man immer schlauer“

Er brennt nicht nur für seine Kunden und Kundinnen, sondern bekocht sie mitunter auch. Der belesene Klagenfurter Unternehmer Helmut „Mr. Heyn“ Zechner im exklusiven M.U.T.-Interview über Versuch und Irrtum im Betriebsalltag.

Sie haben – nach dem Versuch von sechs auf fünf Verkaufstage zu reduzieren – Ihre Buchhandlung nun montags wieder geöffnet. Wie kam es dazu?

Wir haben etwas probiert. Das ist aber – retrospektiv – weltpolitisch im falschen Moment passiert. Im März letzten Jahres haben wir es beschlossen und konnten zu dem Zeitpunkt nicht wissen, dass der Ukrainekonflikt und die gesamtwirtschaftliche Lage sich so darstellen, wie es nun eben ist: extrem hohe Inflation, Energiekosten und auch einen Kollektivvertragsabschluss von 8% in einer Branche, die die Preise nicht an die Kunden weitergeben kann. Da wird es im Buchhandel noch ordentlich krachen. Das war damals alles nicht ersichtlich.

Ein reiner Marketinggag oder steckte mehr hinter dem Vorhaben?

Unsere Kalkulation war ursprünglich, dass, wenn wir den Montag zusperren, tun wir nicht nur unseren Kunden etwas Gutes. Der Slogan „montags lesen wir für Sie“ war auch als Incentive für künftige Mitarbeiter gedacht. Natürlich ist es ein angenehmes Arbeitszeitmodell, jede Woche zwei Tage hintereinander frei zu haben.

Helmut Zechner Heyn Klagenfurt_Fotocredit Tinefoto
„Im Buchhandel wird es noch ordentlich krachen“, so Heli Zechner von der Buchhandlung Heyn. Foto: Tinefoto

Wie wäre sich das budgetär ausgegangen?

Den kalkulierten Umsatzeinbruch durch den geschlossenen Montag hätten wir durch keine Nachbesetzung von freiwerdenden Jobs ausgeglichen. Weiters hatten wir damit gerechnet, von Dienstag bis Samstag wenigstens 3% Umsatz zuzulegen. Die Realität war aber, dass der gesamte Österreichische Buchhandel minus 4% verzeichnet hat., bei uns waren 5%.

Wie kam es zum Sinneswandel?

So viel Lob und Zuspruch wir für unsere verkürzte Arbeitswoche bekommen haben, waren auch enttäuschte Rückmeldungen und kritische Stimmen dabei. Nachdem sich die Umsätze bis Jänner überhaupt nicht nach unseren Vorstellungen dargestellt hatten, habe ich die Notbremse gezogen. Das war gar nicht anders möglich. Die Alternative wäre gewesen, Personal abzubauen. Und das war ja nicht der Hintergrund dieser Idee. Wir reden da von einer Größenordnung von vier Leuten, die ich auf die Straße hätte setzen müssen. Umsatzrückgang plus Kundenfeedback – als Unternehmer kann ich beides nicht ignorieren.

Wie haben die MitarbeiterInnen auf die Reduktion der Stunden und jetzt wieder aufs Aufstocken reagiert?

Wir kehren im Verkauf zum vorherigen Arbeitszeitmodell zurück, wobei das wesentlich besser als in vielen anderen Handelsbetrieben ist. Wir haben jeden Samstag um 14 Uhr geschlossen, außer an langen Einkaufssamstagen. Gesetzlich verpflichtet ist man zu zwei halben freien Arbeitstagen. Wir haben mit dem Sonntag einen ganzen.

Schließen Sie in Zukunft eine zweite Chance für das Vorhaben aus?

Sag niemals nie, aber das steht jetzt nicht mehr auf meiner Agenda. Die Rahmenbedingungen müssten bedeuten, dass wir uns auf einem deutlichen und sicheren Umsatzpluskurs befinden. Aber nach dem Prinzip „mal auf – mal zu“ würden wir damit dann auch nicht mehr ernst genommen werden. Die völlige Unplanbarkeit der wirtschaftlichen Lage macht dies derzeit unmöglich.

Redaktionstipp: Besuchen Sie die Filiale online.

Fotos: Lisi Specht, Tinefoto

M.U.T.letter

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