Zug um Zug entsteht ein neuer Wirtschaftsraum

Die Wirtschaftskammern Steiermark und Kärnten haben ihr Maßnahmenprogramm für die AREA Süd vorgelegt. Dabei geht es um weitreichende Weichenstellungen für einen gemeinsamen Wirtschaftsraum Südösterreich, ausgelöst durch die Koralmbahn, die im Dezember 2025 den Betrieb aufnehmen wird.

Zug um Zug rückt die Fertigstellung der rund sechs Milliarden Euro teuren Koralmbahn näher. Ein Jahrhundertprojekt, mit dem für die Steiermark und Kärnten viele Chancen verbunden sind: Denn das Zusammenrücken der beiden Zentralräume Graz und Klagenfurt auf eine Fahrzeit von 45 Minuten löst einen starken Impuls für einen gemeinsamen Wirtschaftsraum aus. WK-Präsident Jürgen Mandl ist von der Bedeutung des Vorhabens für den Wirtschafts- und Lebensstandort Kärnten überzeugt: „In einer dreiviertel Stunde von Klagenfurt nach Graz – die Koralmbahn lässt ab 2025 die Zentralräume rund um die beiden Landeshauptstädte zusammenwachsen und einen neuen Ballungsraum entstehen: eine europäische Metropolregion mit mehr als 1,8 Millionen Menschen, hunderttausend Unternehmen und unendlichen Chancen für mehr Wachstum, noch mehr Lebensqualität und weniger Abwanderung.“

AREA Süd: So kommt der neue Wirtschaftsraum auf Schiene
Extra aus Taiwan von einer Wirtschaftsreise zugeschaltet: Nationalratsabgeordneter Peter Weidinger

Neue Kernzone im Alpen-Adria-Raum

Aus diesem Grund haben die beiden Wirtschaftskammern Steiermark und Kärnten die neue Dachmarke „AREA Süd“ initiiert. Mit dieser will man sowohl national als auch international als zweitgrößter Wirtschaftsraum Österreichs Akzente setzen. Die künftige „AREA Süd“ umfasst schließlich ein knappes Drittel der Fläche Österreichs, auf der rund 1,8 Millionen Menschen und mehr als 50.000 Arbeitgeberbetriebe mit 730.000 Beschäftigten eine Wirtschaftsleistung von knapp 70 Milliarden Euro erbringen. Diese rücken durch die Koralmbahn künftig noch enger zusammen, wodurch zahlreiche neue Chancen entstehen.

NAbg. Weidinger setzt sich ein

Ein Unterstützer der ersten Stunde ist der Villacher Nationalratsabgeordnete Peter Weidinger: „In der AREA Süd stecken viele neue Möglichkeiten, in allen Bereichen zukunftsfähige Infrastrukturen auf- und auszubauen: Von der Schaffung einer flächendeckenden Kinderbetreuung, um Vollzeiterwerbstätigkeit zu ermöglichen, und der Setzung von steuerlichen Anreizen für das Dazuverdienen in der Pension über die höhere Attraktivität für qualifizierte Zuwanderung aus dem Ausland bis zu neuen Kooperationen beim öffentlichen Verkehr, beim Breitbandinternet, in der Bildungs- und Wissenslandschaft. Dafür setze ich mich mit der ARGE Koralmbahn im Nationalrat ein.“

AREA Süd: So kommt der neue Wirtschaftsraum auf Schiene
„Kärnten und die Steiermark werden zu einem neuen Lebensmittelpunkt im Alpen­-Adria­-Raum“, bekräftigen Höfferer und Mandl.

Umfangreicher Maßnahmenplan

Denn der Wirtschaftsraum braucht jetzt allerdings die entsprechenden Rahmenbedingungen, an denen Expertinnen und Experten seit der ersten Präsentation der neuen Dachmarke „AREA Süd“ im Juni auf beiden Seiten der Pack intensiv gearbeitet haben. Ergebnis dieser Arbeit ist eine Maßnahmenagenda, die auch die Regionen über den AREA Süd Kernraum hinaus beinhalten und mit der sich die Spitzenvertreter der Wirtschaft in beiden Bundesländern nun an die Politik wenden. Mandl: „Die bessere Sichtbarkeit als Wirtschaftsstandort und Logistikdrehscheibe, die stärkere Vernetzung von Bildungseinrichtungen, die bequeme Mobilität zwischen Stadt und Land – all das macht Kärnten und die Steiermark zu einem neuen Lebensmittelpunkt im Alpen-­Adria-­Raum.“

Klagenfurt muss in die Gänge kommen

Gleichzeitig fordert Mandl aber von der Politik mehr Tempo: „Der neue AREA Süd ist eine Jahrhundertchance, aber kein Selbstläufer: Selbstverständlich stehen wir in einem Wettbewerb und müssen hinsichtlich der Entwicklungsflächen entlang der Koralmbahn, aber auch bei der Zubringer-Infrastruktur und in vielen anderen Themen in die Gänge kommen! Das gilt besonders für die Landeshauptstadt Klagenfurt.“

Das 4 Punkte-Maßnahmenprogramm für die AREA Süd im Überblick:

1. Ausbau der Infrastruktur in den Regionen der Area Süd

  • Obersteiermark – Mittelkärnten/ Raum St. Veit/Friesach – Murtal
  • Vollausbau B317 – S37
  • Ausbau Interregio­Verbindung Klagenfurt–Graz (IR Koralm) mit Zwischenhalten am Klopeinersee und dem Flughafen Graz (über die Südbahn)
  • Interregio­Verbindung zwischen Klagenfurt – Judenburg/Knittelfeld (IR Aichfeld)
  • Oberkärnten: ÖV ausbauen – Bus und S­Bahn­System; – Gailtalbahn elektrifizieren und für Gütertransport ertüchtigen
  • Süd­ und Oststeiermark: Radkersburger Bahn: Revitalisierung, Taktverbesserungen und Lückenschluss nach Slowenien; Thermenbahn: Neubaustrecke Gleisdorf – Fürstenfeld & Revitalisierung der Verbindung Hartberg – Fürstenfeld – Fehring
  • Erhalt und Ausbau der Nebenbahnen in den Regionen für den Personen­ bzw. Güterverkehr: Revitalisierung der Bahnstrecke Zeltweg – Dravograd (Lavanttalbahn); Erneuerung der Murtalbahn inkl. Elektrifizierung; Revitalisierung der Görtschitztalbahn für den Güterverkehr

2. Ausbau der Haupt-, Begleit- und Zubringerinfrastruktur zur Koralmbahn

  • Schieneninfrastruktur: Ausbau der Pyhrn­Schober­Achse:
    • Neubau flacher Bosrucktunnel & viergleisiger Ausbau der Verbindung Graz­Bruck/ Mur (Überschneidung mit Baltisch­Adriatischer­Achse)
    • Durchgängig zweigleisiger Ausbau der Südbahnverbindung Werndorf–Spielfeld (Baltisch­Adriatische­Achse)
    • Elektrifizierung der steirischen Ostbahn und Einbindung der steirischen Ostbahn in die Koralmbahn
    • Klagenfurt­Villach: Bau einer Gütertrasse
    • Tauernachse: Modernisierung und Linienverbesserungen der Bestandsstrecke (etwa im Raum Salzburg­Bischofshofen bzw. dem Gasteinertal)
    • BH Kühnsdorf: Erhaltung & Revitalisierung der Güterverladestation
    • Konzepte zur Anbindung der Flughäfen Graz und Klagenfurt an den öffentlichen Verkehr bzw. Verknüpfung mit der Koralmbahn
  • Öffentlicher Verkehr: Taktung der Zubringerinfrastruktur in beiden Bundesländern optimieren & Sicherstellung der regionalen Buslinien und S­Bahn­Verbindungen bis 2025

3. Attraktivierung des Wirtschafts- und Lebensstandorts

  • Ausbau der Breitbandinfrastruktur in der AREA SÜD: Zentrale Orte und Unternehmensstandorte in den Regionen in den Fokus nehmen
  • Energiepreise & Energieinfrastruktur am Puls der Zeit halten: Rascher Ausbau der Energienetze mit Blickrichtung Energiewende; Angleichung der Stromnetztarife in Südösterreich an Österreich­Durchschnitt
  • Gezielte Stärkung der zentralen Orte auf Basis der Raumordnung in der Steiermark und in Kärnten
  • Stärkung der Ortszentren: Raumordnung & Finanzierungsanreize für Instandsetzung: Abschreibungsmodalitäten für Instandsetzung; alternativ dazu: Investitions­/Instandsetzungsprämie
  • Stärkung der Kommunal­Finanzen:
    • Neustrukturierung des Finanzausgleichs
    • Finanzmittel für Kinderbetreuung & Schulstandorte
    • Öffentlicher Verkehr in den Regionen (Mikro­ÖV & ÖV allgemein)
    • Errichtung von intermodalen Infrastrukturknoten (Park & Ride­Plätze etc.)
  • Stärkung des Tourismus: Abstimmung des touristischen Angebots & gemeinsame Vermarktung; gemeinsame Süd­Card & Klimaticket für Touristen

4. Attraktivierung des Bildungs- und Innovationsstandorts

  • Bildungsstandort Südösterreich:
    • Sicherung der Berufsschulstandorte & Ausbau des HTL­Sektors in Südösterreich
    • Implementierung eines flächendeckenden Kinderbetreuungsangebots
    • Forcierung der sprachlichen Frühförderung für Kinder mit Migrationshintergrund
    • Digitalisierung im Bildungswesen vorantreiben
    • Internationalität des Wirtschaftsstandortes durch englischsprachige Bildungsangebote bedienen
    • Zeitgemäße und bedarfsgerechte Bildungsangebote schaffen
  • Innovations­ und F&E­Standort Südösterreich:
    • Bundesländerübergreifende Cluster
    • Sicherstellung der F&E­Mittel im Bereich K­ und Kplus­Zentren
    • Bundesländerübergreifende, kooperative F&E­Ausschreibungen
    • Just­Transition­Fund­Mittel nutzen: gemeinsame Ausbildungsschiene im Bereich Green­Jobs

Fotos: studiohorst

M.U.T.letter

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