Warum man besser heute als morgen mit KI im Online-Handel starten sollte

Auch junge, dynamische Unternehmen sind bestens beraten, sich rasch mit KI auseinanderzusetzen, meint Thomas Mühlbacher. Er ist einer der Geschäftsführer von Landwirt.com. Im Experteninterview verrät er, wie er mit der Entwicklung eines KI-Tools für Anzeigen zum größten Marktplatz für die Landwirtschaft in Südeuropa wurde und was das mit Kärnten zu tun hatte.

M.U.T.: Welche Erfahrungen hat Landwirt.com mit KI gemacht?

Mühlbacher: Wir haben lange experimentiert und auch Lehrgeld bezahlt. Wir haben versucht, mit unseren Fotos eine eigene KI zu bauen, um das Inserieren zu erleichtern. Das hat nicht funktioniert, die Ergebnisse waren schlecht und nicht brauchbar. Aber wir haben die Technologie dahinter kennengelernt, gelernt, wie viele Daten man wirklich braucht, und auch die Angst vor dem Neuen verloren. Das jetzige Ergebnis ist eine textbasierte Lösung und hat wenig mit Bildern zu tun. Aber wir glauben immer noch, dass KI die Lösung für unsere Prozesse sein wird und dass Fotos dabei eine große Rolle spielen werden. Auf jeden Fall versuchen wir es weiter.

Wie sprechen die KundInnen auf das KI-Tool an?

Lustig, am Anfang haben die KundInnen das alte Tool weiter benutzt und die Vorteile, die wir schon gesehen haben, gar nicht verstanden. Im Gegenteil, wir haben sogar negatives Feedback bekommen. Der Vorteil wurde erst auf den zweiten Blick oder bei genauerem Hinsehen oder nach einer persönlichen Erklärung erkannt. Das ist spannend und zeigt, wie Menschen Veränderungen erst einmal wahrnehmen. Bei Software ist es immer ähnlich. Die Software muss einfach im Hintergrund funktionieren, die Abläufe sind den Benutzerinnen und Benutzern meist gar nicht bewusst.

Der Gamechanger

Durch die Integration von „Data Mining“ und künstlicher Intelligenz wird die Erfassung von landwirtschaftlichen Geräten auf Landwirt.com so einfach wie nie zuvor. Als Basis für die Modellvorschläge mit der Funktion „KI-Beschreibung generieren“ dienen rund 3,5 Millionen Maschineninserate auf Landwirt.com der letzten 15 Jahre. Daraus wurde ein Modell mit rund 30.000 Modellvorschlägen trainiert, kombiniert mit Modelldaten der Eurotax-Listen. Zu diesen Modellvorschlägen wurden knapp 300.000 Ausstattungsmerkmale erkannt und Wahrscheinlichkeiten ermittelt, welche Modelle die zutreffenden Merkmale haben könnten.

Verstehen Sie die kritischen Stimmen im Zusammenhang mit KI?

Natürlich, es ist ja auch unglaublich, welche Veränderungen auf uns zukommen. Es wird ein eigener Berufszweig werden, Befehle für KI zu erstellen. Andere Berufe werden sich komplett verändern. Die größte Herausforderung ist die Geschwindigkeit, mit der diese neue Technologie auf uns zukommt. Nur wir werden die Entwicklung nicht aufhalten können, deshalb rate ich allen KritikerInnen, es einfach auszuprobieren und nicht aus Angst vor Veränderung zu erstarren. Das ist gefährlich!

Was würden Sie Start-Ups raten, die mit dem Gedanken spielen, mit KI zu arbeiten?

Unbedingt ausprobieren, gerade junge, dynamische Menschen können neue Ideen in die Wirtschaft bringen. Jeder Prozess, der von Menschen mehrfach und gleich gemacht wird, könnte eventuell durch KI vereinfacht und optimiert werden. Immer den Nutzen für den Menschen (den/die AnwenderIn) in den Vordergrund aller Überlegungen stellen.

Warum man besser heute als morgen mit KI im Online-Handel starten sollte
Mit der KI-Technologie zur Maschinenerfassung sparen sich HändlerInnen und künftig auch LandwirtInnen 80 Prozent ihrer Zeit bei der Anzeigenerfassung.

Welche Chancen und Risiken sehen Sie für KI im Online-Handel und in der Wirtschaft?

Meine größte Sorge ist, dass die großen KI-Giganten die Vorteile natürlich leichter und schneller nutzen können und kleine Unternehmen auf der Strecke bleiben. Das ist in den letzten Jahren immer wieder passiert und Größe ist oft ein Vorteil für den Erfolg. Also bitte nicht zuschauen, sondern selbst aktiv werden.

Welchen Bezug hat landwirt.com zu Kärnten?

Landwirt.com ist im Prinzip in Kärnten gestartet. Der eigentliche Ideengeber war Hans Liesinger, ein Kärntner Landwirt aus Villach und er hatte die Idee bereits im Jahr 2000, hat eine einfache Software entwickeln lassen, hatte die ersten Kärntner HändlerInnen auf der Seite. Ich habe damals die Idee aufgegriffen und bin mit ihm eine Kooperation eingegangen. Der Rest ist Geschichte, aber ich bin Hans Liesinger zu Dank verpflichtet, ohne ihn wären wir nicht so weit gekommen.

Wie viele KundInnen hat landwirt.com in Kärnten?

Wir haben 48 LandmaschinenhändlerInnen in Kärnten und über 11000 Newsletter-AbonnentInnen in Kärnten. Die HändlerInnen bieten ca. 3500 Maschinen und Geräte an, die Bäuerinnen und Bauern noch einmal so viele Kleinanzeigen.

Arbeiten diese auch schon mit Ihrem KI-HändlerInnen-Tool?

Ja, seit Kurzem ersetzt die KI-Eingabe die alte Eingabe und das Feedback ist in Kärnten, wie überall, sehr positiv.

 

Landwirt.com gewährt Einblick in Zahlen & Fakten

420.700 registrierte UserInnen auf Landwirt.com

1.530 aktive HändlerInnen auf Landwirt.com

83.500 Maschinen von HändlerInnen, 40.000 Kleinanzeigen von Privaten

  • 36.000 in Österreich
  • 22.800 in Deutschland
  • 8.300 Niederlande
  • 4.000 Polen
  • 4.000 Schweden

2 Millionen NutzerInnen monatlich auf Landwirt.com, über 1 Mio. App-Downloads und sehr hohe Social-Media-Präsenz.

 

Kontakt 

landwirt.com

Rechbauerstraße 4/1/4, 8010 Graz

T 0316 93 12 68 DW 403

thomas.muehlbacher@landwirt.com

 

Fotos: landwirt.com

M.U.T.letter

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