Direkt vor der Nase aber doch so fern scheint für viele Kärntner Unternehmen das Thema KI im betrieblichen Einsatz zu sein. Wir sind zu klein! Wir haben keine Verwendung! Zu teuer! Vom Gegenteil überzeugen die Experten des Fraunhofer Innovationszentrum in Klagenfurt, allen voran die Leiterin Eva Eggeling. Sie haben wir im Interview gefragt, wie das mit der KI ganz einfach geht.
M.U.T.: Frau Eggeling, warum ist es so wertvoll, dass wir das Fraunhofer Innovationszentrum direkt hier in Klagenfurt haben?
Eva Eggeling: Das Fraunhofer Innovationszentrum für Digitalisierung und Künstliche Intelligenz KI4LIFE in Klagenfurt ist einer der vier Standorte des Fraunhofer Austria Research GmbH. Insgesamt 120 WissenschaftlerInnen arbeiten an anwendungsorientierten Lösungen für die Wirtschaft. Hier in Kärnten sind wir auf Digitalisierung und KI auf Texten, Bildern und Zeitreihen spezialisiert. Von diesen Kompetenzen können die Betriebe direkt profitieren.
Es geht ganz einfach um die Frage: Wie können wir die Erkenntnisse für den betrieblichen Alltag nutzbar machen? Da gibt es keine Einheitslösung, deshalb setzen wir uns mit den einzelnen Betrieben zusammen und erarbeiten gemeinsam mögliche Anwendungsbereiche.
Unsere KI-Studie zeigt jedoch, dass vor allem die KMU diese Möglichkeiten noch viel zu wenig nutzen und die Hemmschwelle hoch ist. Daher sind wir sehr bemüht, diese Barrieren durch Aufklärung, Beratungen, Vorträge und Infoveranstaltungen zu senken.
Wie kann ein Betrieb von KI profitieren?
Maschinen werden trainiert Aufgaben auszuführen, die normalerweise menschliche Intelligenz erfordern würde, wie visuelle Wahrnehmung, Spracherkennung, Entscheidungsfindung oder Sprachübersetzung. Vor allem für Aufgaben, die hoch repetitiv sind, gibt es sehr effektive KI-Lösungen. Die KI kann Assistenzlösungen anbieten oder mühsame und langweilige Aufgaben, die aber höchste Konzentration erfordern, übernehmen. Hier fünf Beispiele für die Unternehmenspraxis:
KI als Arbeitskraft
Früher sah man die KI als Bedrohung für den menschlichen Arbeitsplatz. Heute hat man erkannt, dass sie Lösungsmöglichkeit für den Arbeitskräftemangel ist. Sie kann hochkomplexe, repetitive, anstrengende und langweilige Arbeiten übernehmen und das 24 Stunden, 7 Tage die Woche, ohne Urlaub. Sie kann entweder fehlende Arbeitskräfte komplett ersetzen oder fungiert als Assistenzprogramm für weniger gut ausgebildetes Personal.
KI zur Qualitätskontrolle
Durch die automatische und optische Bilderkennung sind Computerprogramme in der Lage, Fehler und Anomalien in den verschiedensten Materialien, Oberflächen oder Objekten zu finden und deren Qualität zu bewerten. Sie können daraus die Haltbarkeit und Lebensdauer abschätzen. Infineon Technologie Austria AG setzt dies beispielsweise bei der Kontrolle ihrer hochpräzisen Mikrochips erfolgreich ein.
KI für Analysen und Vorhersagen
Die KI kann nicht nur Bilder erkennen und kontrollieren, sie kann daraus abgeleitet auch Analysen und Vorhersagen treffen. So hat ein Kärntner Spezialist für Gebäude-Außenhüllen, die FP-Unternehmensgruppe, diese Fähigkeit genutzt, um eine KI zu entwickeln, die vorhersagt, ob ein Dach noch rücktrocknen kann oder bereits zu feucht ist. So ist man in der Lage, proaktiv zu agieren und nicht erst auf das Geschehene zu reagieren.
Diese Computerprogramme werden mittlerweile auch im Umwelt- und Tierschutz eingesetzt, wie beispielsweise bei der Tierzählung und Artenklassifizierung.
KI als Kommunikationshilfe
Viele Unternehmen setzten die KI bereits im Kundendienst ein: Chat-Bots, ein technisches Dialogsystem, das menschliche Gespräche mit dem Endbenutzer simuliert. Das wird auch bei uns stark nachgefragt. Chat-Bots können auch für die Mitarbeiterschulung und -information eingesetzt werden.
Eine weitere Chat-Bot-Variante sind Inhouse GPT-Lösungen also Textbearbeitungsprogramme, weil sie eine höhere Datensicherheit garantieren als zum Beispiel der berühmteste Vertreter: Chat-GPT.
KI zur Digitalisierung
Last but not least kann die KI eingesetzt werden, um Arbeitsprozesse zu automatisieren, digitalisieren und zu vereinfachen. Das Kärntner Startup Bookkeepr setzt diese Fähigkeit ein. Sie haben eine Buchhaltungsapp entwickelt, die die Buchhaltung und Steuererklärung vereinfacht. Wir haben sie dabei unterstützt. Wichtig ist: Wir treten niemals in Konkurrenz zu bestehenden Anbietern auf. Gibt es Systeme, treten wir als Vermittler auf.
Das klingt richtig spannend aber kann sich das ein KMU überhaupt leisten?
Es stellt sich doch eher die Frage, kann er oder sie es sich leisten darüber nicht nachzudenken? Will ein Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben, ist es unerlässlich sich mit dem Thema auseinandersetzen. Wir sind für alle interessierten UnternehmerInnen da, das Beratungsgespräch ist kostenlos. Wir freuen uns über jeden Anruf und Besuch und es gibt richtig tolle und unkomplizierte Förderungen vom Land, sogar eine 100 % Förderung für 10 Tage Beratung im F & E Bereich. Die Förderlandschaft ist vielfältig: KWF-Förderungen, FFG-Förderungen usw.
Man muss ganz im Sinn dieses Magazins einfach den Mut fassen und sich darauf einlassen. Mal schauen, was sich Tolles draus ergibt!
Eine Auswahl an KI-Förderprogramme
Link anklicken und mehr erfahren:
- KI4LIFE KMU Digitalisierungs-Scheck
- KWF Digitalisierungs.IMPULS
- AWS AI Mission Austria – Unternehmen & Wachstum
Anmerkung: kein Anspruch auf Vollständigkeit!
Kontaktdaten:
Dr. Eva Eggeling, Leiterin Innovationszentrum
Fraunhofer Innovationszentrum für Digitalisierung und Künstliche Intelligenz KI4LIFE
Lakeside B13a
9020 Klagenfurt am Wörthersee, Österreich
Telefon +43 676 888 61 801
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Fotos: Titelbild, Canva Pro; Eva Eggeling, Fraunhofer Innovationszentrum