Wie KI-Tools die Nachhaltigkeitsberichterstattung erleichtern

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen: Detaillierte Berichte sollen Transparenz schaffen, doch der Aufwand ist enorm. Für viele Unternehmen bedeutet dies, dass wertvolle Zeit, die eigentlich in Klimaschutzprojekte fließen könnte, in die komplexe Berichtserstellung investiert werden muss. Wie kann Technologie hier unterstützen? Rainhard Fuchs, Gründer von Glacier.eco, entwickelt mit seinem Team Lösungen wie ein KI-Tool, das die Berichtserstellung effizienter macht und Nachhaltigkeitsteams entlastet. Wir haben ihn gefragt, wie KI den Weg zur Nachhaltigkeit erleichtern kann.

M.U.T.: Vor welchen Herausforderungen stehen Unternehmen aktuell bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung?

Rainhard Fuchs: Nachhaltigkeitsverantwortliche erzählen mir immer wieder, dass sie in der Berichtserstellung regelrecht versinken. Besonders die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU hat hier großen Einfluss. Von einem börsennotierten Unternehmen habe ich gehört, dass sie intern sogar über 2.000 Arbeitstage für den ersten CSRD-Bericht „budgetiert“ haben. Bei so einem Riesenaufwand bleibt die Zeit für Nachhaltigkeitsverantwortliche, sich auf wirkungsvolle Nachhaltigkeitsprojekte zu konzentrieren, oft auf der Strecke.

Wie ein KI-Tool die Nachhaltigkeitsberichterstattung erleichtert
Rainhard Fuchs schafft mit seinem Unternehmen Glacier Freiraum für echten Klimaschutz.

Welche Unternehmen betrifft die CSRD konkret?

Die CSRD betrifft alle großen und börsennotierten Unternehmen in der EU. Auch KMU, die an öffentlichen Märkten notiert sind, sind eingeschlossen. Insgesamt sprechen wir von rund 85.000 Unternehmen in der EU, die bis 2026 Berichtspflichten erfüllen müssen. In Österreich betrifft das ca. 2.000 Unternehmen. Die Berichterstattung startet in drei Phasen, beginnend mit dem Geschäftsjahr 2024 – wir sind also schon mitten drinnen.

Warum wird die CSRD-Berichterstattung oft als so komplex empfunden?

Es geht um enorme Datenmengen – es gibt 1.200 Datenpunkte, die zu beantworten sind, und von denen werden bis zu 700 narrative Berichtstexte pro Unternehmen gefordert. Viele Unternehmen stehen dabei vor einem riesigen Berg an unstrukturierten Daten, verteilt über verschiedene Abteilungen. Die Informationen sind oft in unterschiedlicher Qualität und auch nicht in dem Schreibstil verfasst, der die CSRD-Anforderungen erfüllt. Nun muss man sich mal vorstellen, welchen Arbeitsaufwand das für die zuständigen Personen bedeutet, alle diese Daten zu prüfen und zu aggregieren und vor allem, welche sinnvolle Klimaschutz-Aktionen dadurch aufgeschoben werden oder auf der Strecke bleiben.

Wie können Unternehmen diesen Herausforderungen begegnen?

Nachhaltigkeitsberichterstattung ist definitiv ein Mannschaftssport. Der Schlüssel liegt darin, frühzeitig diejenigen einzubeziehen, von denen man Informationen braucht. Auch die Schritte vorzuziehen, die länger dauern, also beispielsweise die Abstimmung mit Tochterunternehmen an anderen Standorten. Wichtig ist auch, Zielkonflikte zu erkennen und zu managen, also sicherzustellen, dass andere Abteilungen auch die nötigen Ressourcen bereitstellen. Und: Automatisierung kann Prozesse enorm beschleunigen. Unser KI-Tool unterstützt Unternehmen dabei, Berichte effizienter zu erstellen. Lücken zu identifizieren und die Zusammenarbeit im Team zu erleichtern.

Welche Rolle spielt Technologie in der Zukunft der Nachhaltigkeitsberichterstattung?

Sobald die ersten Berichte erstellt sind und Prozesse etabliert wurden, wird sich die Arbeitslast deutlich reduzieren. Auch große Softwareanbieter wie SAP werden bald Integrationen anbieten, die den Aufwand für die Datenerhebung weiter erleichtern. Was aber bleibt, sind die vielen Anfragen von anderen Unternehmen der Lieferkette, unternehmensintern aus anderen Abteilungen oder allgemein Partnern, die ESG-Informationen benötigen. Hier wollen wir mit Glacier ansetzen, um Nachhaltigkeitsteams den Freiraum zurückzugeben, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Klimaschutz voranzutreiben und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Die Berichterstattung ist am Ende nur ein Spiegel dessen, was wirklich zählt.

Der gebürtige Kärntner Rainhard Fuchs ist Gründer von Glacier.eco, einem Klima-Start-up, das Unternehmen dabei unterstützt, Klimaschutz und Nachhaltigkeit in die Praxis umzusetzen. Gemeinsam mit seinem Co-Founder Andreas Tschas arbeitet er an innovativen Lösungen, darunter Weiterbildungsangebote, Aktivierungsprogramme und neu entwickelte Tools wie eine KI-Anwendung, die die Nachhaltigkeitsberichterstattung um bis zu 70% beschleunigt, indem Datenlücken identifiziert und konforme Berichte automatisiert erstellt werden. Mehr unter glacier.eco.

M.U.T.letter

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