Nach einigen verlorenen Jahren scheint die Transformation zu erneuerbaren Energieformen unter der Zuständigkeit von LR Schuschnig und LHStv. Gruber endlich Fahrt aufzunehmen. Nun grätscht der Alpenverein mit einem Rundumschlag gegen Wind- und Lichtstrom in die Parade. Die Wirtschaft hält dagegen.
Nach jahrelangen Versäumnissen in der von den Grünen geprägten Umweltpolitik kämpft Kärnten im Vergleich der österreichischen Bundesländer um den Anschluss bei der Energiewende. Wie das kürzlich vorgestellte Energieflussdiagramm der Wirtschaftskammer deutlich zeigt, ist der bisherige Ausbau alternativer Energieformen bei weitem zu wenig fortgeschritten, um den gewünschten Wandel weg von fossilen und hin zu erneuerbaren Energieträgern bis 2040 auch nur annähernd zu schaffen. „Wenn Kärnten das bisherige Ausbautempo bei den Erneuerbaren von etwa 100 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr beibehält, werden wir noch 100 Jahre brauchen, bis wir die heute verbrauchten etwa 10.000 GWh Gas und Öl durch grüne Energie ersetzen können. Weil aber der Strombedarf durch die fortschreitende Elektrifizierung von Mobilität und Heizung stark steigt, könnte dieser Prozess auch noch viel länger dauern“, warnt Wirtschaftsbund-Landesobmann Präsident Jürgen Mandl.
Kärnten ist im Winter Stromimporteur
Deshalb sei es aus Sicht der Wirtschaft problematisch, wenn die nun nach der Neuaufteilung der Regierungsagenden eben in Schwung gekommene Energiewende in Kärnten durch die sture Ablehnung des Alpenvereins wieder eingebremst würde. Dass Kärnten bilanziell durch seine zahlreichen Wasserkraft- und Biomasseheizwerke 100 Prozent seines Jahresenergiebedarfs selbst erzeuge, sei ebenso unbestritten wie ein beliebter Fehlschluss, erklärt Mandl: „Übers Jahr gesehen stimmt die Rechnung, aber in der Realität geht sie im Winter nicht auf: Der geringe Wasserstand reduziert die Stromproduktion, die sich durch die im Winter ergiebigere Windkraft perfekt ausgleichen ließe.“ Doch auch die Photovoltaik spiele bei der Umsetzung der Energiewende eine große Rolle, die Wirtschaft stehe hier voll hinter den Zielen des Landes.
Aktuelle Gesetzesentwürfe
Das neue Raumordnungsgesetz von LHStv. Martin Gruber und die novellierte Photovoltaik-Verordnung von LR Sebastian Schuschnig waren in den vergangenen Wochen in Begutachtung und werden von der Wirtschaft voll unterstützt. Mandl: „Die vorliegenden Vorschläge sind ein guter und wichtiger Schritt, wobei an manchen Standorten eine größere Freiflächenkapazität für die Energieproduktion von großem Vorteil wäre. Entscheidend aus Sicht der Wirtschaft ist jedoch das Tempo bei der Umsetzung!“
AV hat Nachholbedarf
Wenn der Alpenverein meine, Kärnten könne sich mit dem derzeitigen Strommix entspannt zurücklehnen, dann gebe es dort offensichtlich gröberen energiepolitischen Nachholbedarf, konstatiert Mandl. Bei der Energiewende gehe es um eine der größten, vielschichtigsten und auch herausforderndsten Transformationen, die Kärnten wirtschaftspolitisch jemals erlebt habe. „Dieser komplexe und für die Zukunft des Lebens- und Wirtschaftsraumes entscheidende Prozess darf nicht daran festgemacht werden, ob sich die AV-Mitglieder beim Wandern von Windkraftanlagen an wenigen, noch zu definierenden Standorten gestört fühlen“, stellt Mandl klar: „Wer Windkraft und Photovoltaik ablehnt und die Energiewende verbremst, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt.“
Foto: WKK/Alexander Zagorz