Selbstständigkeit bedeutet Freiheit – und oft ständige Erreichbarkeit. Wer E-Mails bis Mitternacht schreibt und im Urlaub Kundenanfragen beantwortet, riskiert früher oder später den Burnout. Fünf Strategien, mit denen Unternehmerinnen und Unternehmer klare Grenzen setzen – und gesünder arbeiten.
„Nur noch schnell diese eine Mail beantworten.“ „Nur kurz zurückrufen.“ Und schon ist wieder eine Stunde vergangen. Jeder Selbstständige kennt das: Die Arbeit hört nie wirklich auf. Feierabend? Gibt’s nicht. Urlaub? Nur mit Laptop und Handy. Doch genau das ist der sicherste Weg in die Erschöpfung. Wer langfristig erfolgreich sein will, braucht Grenzen – und zwar klare. Aber wie setzt man sie durch, wenn man gleichzeitig sein Geschäft am Laufen halten muss?
Eine Gallup-Studie im Auftrag der Volksbank hat über 1.000 Entrepreneure nach ihren Arbeitsgewohnheiten befragt. Demnach arbeiten Selbstständige in Österreich im Durchschnitt 58 Stunden an 5,9 Tagen in der Woche. In der Land- und Gastwirtschaft sind sogar 6,6 bzw. 6,4 Tage pro Woche normal. Auch bei Urlaubstagen liegen Selbstständige und Unternehmer weit unter dem Schnitt eines Angestellten: Laut der Studie nimmt diese Gruppe im Schnitt 21 Tage Urlaub pro Jahr – rechnet man den Anteil an Wochenendtagen heraus, bleiben nur 15 echte Urlaubstage.
Selbstständig – selbstverantwortlich
Selbstständig zu sein, bedeutet Freiheit – aber oft auch das Gefühl, nie wirklich abschalten zu können. Viele Unternehmer kämpfen mit der Herausforderung, Beruf und Privatleben zu trennen, ohne dass ihr Geschäft darunter leidet. Als Selbstständiger trägt man auch selbst die ganze Verantwortung. Nicht nur für seine Kunden und Einkünfte, sondern auch für die eigene Gesundheit, Arbeitskraft – und oft auch die Familie. Doch es gibt Strategien, um sich bewusst abzugrenzen und Überlastung zu vermeiden.
1. Arbeitszeiten wie in einem echten Job
Wer sich selbst keine festen Zeiten setzt, arbeitet immer. Und genau das macht müde. Unternehmer, die langfristig durchhalten, haben fixe Zeitfenster für Arbeit und Freizeit. E-Mails werden nur noch zu bestimmten Uhrzeiten gecheckt, Anrufe nach Feierabend auf den nächsten Tag verschoben. Wer seine Erreichbarkeit den Kunden gegenüber klar kommuniziert, könnte überrascht sein, wie gut das akzeptiert wird.
2. Das Business-Handy darf abgeschaltet werden
Eigentlich ist es ganz simpel: Wie jeder andere Betrieb, ist man auch als Selbstständiger nicht rund um die Uhr erreichbar. Viele Unternehmer schwören auf ein separates Geschäftshandy, das nach Feierabend ausgeschaltet wird. Alternativ helfen klare Regeln: Kein Handy im Schlafzimmer, keine Mails am Wochenende. Ein Unternehmer, der nicht rund um die Uhr antwortet, setzt automatisch ein Zeichen – und die Kunden akzeptieren das schneller, als man denkt.
3. Automatisieren, delegieren, auslagern
Alles selbst machen? Funktioniert vielleicht am Anfang. Doch je besser das Geschäft läuft und je mehr Aufträge hineinkommen, desto mehr lohnt es sich, Dinge auszulagern. Erfolgreiche Unternehmer geben ab: Buchhaltung, Social Media, Terminkoordination – vieles lässt sich automatisieren oder auslagern. Stellen Sie sich immer die Frage: Muss ich das wirklich selbst machen oder kann ich es auslagern?
4. Freizeit einplanen wie einen Business-Termin
Wer sich keine Zeit für sich nimmt, bekommt sie nicht geschenkt. Erfolgreiche Selbstständige setzen ihre Freizeit genauso fix in den Kalender wie Meetings. Sport, Familie, Auszeiten – nur wer sie bewusst einplant, nimmt sie auch wahr.
5. Die mentale Grenze setzen: Nicht alles ist dringend
Nicht jede Mail muss sofort beantwortet werden. Nicht jedes Problem ist eine Katastrophe. Um langfristig gesund zu bleiben, muss man lernen, Prioritäten zu setzen – und auch mal Dinge liegen zu lassen. Unternehmer, die das verstanden haben, sind oft nicht nur entspannter, sondern auch erfolgreicher.
Mehr Gelassenheit, mehr Erfolg
Niemand sagt, dass Selbstständigkeit stressfrei ist. Aber wer immer erreichbar ist, läuft Gefahr, sich selbst auszubeuten. Die erfolgreichsten Unternehmer sind nicht die, die am meisten arbeiten – sondern die, die ihre Zeit effizient einsetzen. Denn wer Pausen macht, denkt klarer. Und kann sich auf das konzentrieren, was wirklich zählt: Ein gutes Geschäft, das nicht auf Kosten der eigenen Gesundheit geht.
Ein positiver Aspekt der eingangs erwähnten Unternehmer-Umfrage: Die meisten Selbständigen und Unternehmer sind sehr zufrieden mit ihrer Arbeit. Ganze 93 Prozent geben an, mit ihrem Berufsleben zufrieden zu sein. Knapp 80 Prozent sagen, sie würden sich sofort wieder für das Unternehmertum entscheiden. Nur 6 Prozent würden lieber in einer Anstellung mit fixen Dienstzeiten arbeiten.