Klagenfurts Chai-Novum: Ein Unternehmer mit Durchsetzungsvermögen

In Klagenfurt tut sich was: Immer mehr Cafés und Geschäfte entstehen – viele davon geführt von Menschen mit Migrationshintergrund. Einer von ihnen ist Ali Akhtar, der mit „Kharian – The Chai Lounge“ nicht nur authentischen pakistanischen Chai anbietet, sondern auch zeigt, wie Integration, Unternehmertum und kultureller Austausch zusammenfinden können. Sein Lokal ist ein Ort voller Persönlichkeit – und ein Zeichen dafür, wie viel Mut in einer Tasse Tee stecken kann.

Von Pakistan nach Klagenfurt

Ali Akhtar wurde im pakistanischen Kharian geboren. Mit sechs Jahren ist seine Familie nach Österreich gekommen. Aufgewachsen ist er in Klagenfurt, wo er schon früh lernte, sich durchzusetzen. Jeden Tag nach der Schule besuchte er privaten Deutschunterricht, auf Wunsch seiner Eltern, die großen Wert auf Bildung und Integration legten. „Österreich ist mein Zuhause. Ich fühle mich hier wohler als irgendwo sonst“, sagt Akhtar heute.

Ein Ort mit Seele

Mitten in der Innenstadt hat er sein Lokal eröffnet, untergebracht in einem alten Gewölbe, das architektonisch an die Moghul-Ära erinnert. „Das Gewölbe war ausschlaggebend. Es erinnert an die Architektur, die ich aus Pakistan kenne“, sagt Akhtar. Dazu kommen Möbel, wie man sie in jedem pakistanischen Dorf findet: mediterran, minimalistisch, aus Holz gefertigt. Das Ergebnis ist ein Ort mit Charakter, der fernab des Mainstreams eine eigene Handschrift trägt.

„Klagenfurt ist mein New York. Wenn man es hier schafft, schafft man es überall!“ Ali Akhtar

Kharian: Mehr als ein Name

Kharian – so heißt nicht nur die Stadt seiner Geburt, sondern auch sein Lokal. „Der Name verbindet meine Herkunft mit meiner Gegenwart. Und: Klagenfurt ist mein New York. Wenn man es hier schafft, schafft man es überall!“ so Ali mit einem Schmunzeln. Ein Satz, der gleichzeitig Programm und Motivation ist.

Der Traum vom eigenen Business

Für Akhtar war immer klar: Angestellt sein ist keine Option. „Ich wollte nie bis vielleicht 80 für jemanden arbeiten. Ich wollte mein eigenes Ding machen.“ Der Unternehmergeist liegt in der Familie. „Mein Onkel besitzt Hotels in Barcelona, mein anderer lebt in Mailand und betreibt ein Franchise.“ Nach der Ausbildung zum Bürokaufmann, einem kurzen Abstecher an die FH und Jahren im Büro stand der Plan fest: selbstständig werden, aber ohne Kredit. „Ich wollte alles aus eigener Kraft schaffen.“

Chai statt Systemgastronomie

Eigentlich hatte Ali ein Restaurant geplant. Doch gewerberechtliche Hürden zwangen ihn zur Neuorientierung. „Alle trinken Chai Latte, aber das ist kein richtiger Chai!“ Also kreierte er ein Konzept rund um echten pakistanischen Chai in verschiedenen Varianten – von Masala über Kardamom bis Fenchel. Dazu gibt’s frische Samosas und typische Snacks. Sein Samosa Chaat ist bereits so beliebt, dass Nachbestellungen kaum nachkommen.

Herausforderungen: Finanzierung und Durchhaltevermögen

So motiviert Ali ist, so deutlich spricht er auch die Schattenseiten an: „Förderungen für Jungunternehmer werden groß angepriesen, aber die Realität sieht anders aus.“ Auch Banken zeigten sich zögerlich. „Ich bin von Bank zu Bank gelaufen, aber keiner wollte ohne Zahlen aus der Zukunft, wie Gästezahlen an einzelnen Wochentagen, finanzieren.“ Doch statt aufzugeben, arbeitete er umso härter. „Ich stehe von 8 bis 20 Uhr im Laden. Anfangs hatte ich manchmal nur sieben Kunden am Tag. Aber ich halte durch!“

Vielfalt als Wirtschaftsmotor

Dass UnternehmerInnen mit Migrationshintergrund einen wichtigen Beitrag zur Wirtschaft leisten, zeigt nicht nur Alis Geschichte. Laut Studien hat jedes vierte Start-up in Österreich einen Gründer mit Migrationshintergrund. In Klagenfurt entstehen immer mehr Geschäfte, Cafés und Lokale, die von Menschen wie Ali geführt werden. Sie schaffen Arbeitsplätze, bringen neue Impulse und kulturelle Vielfalt in die Stadt.

Mut ist Durchhalten

„Mut ist, weiterzumachen, auch wenn es schwer ist. Fehler zu machen und trotzdem aufzustehen“, sagt Ali. Seine Disziplin ist beeindruckend. Er kleidet sich bewusst klassisch-elegant: „Man hat nur 30 Sekunden, um einen Eindruck zu machen. Gerade als Ausländer muss man doppelt so viel geben.“ Dass er damit Erfolg hat, zeigt sich an seiner wachsenden Stammkundschaft. Einer davon: ein pensionierter Herr, der seit der Eröffnungen jeden Dienstag auf ein Getränk vorbeikommt.

Ein Ort der Begegnung

„Ich wollte einen Ort schaffen, der anders ist. Wo man sich wohlfühlt, Neues entdeckt, ins Gespräch kommt.“ Genau das ist Ali mit Kharian gelungen. Wer durch die Tür tritt, trifft nicht nur auf Tee, Gewürze und pakistanisches Fingerfood, sondern auch auf einen jungen Mann, der mit Klugheit, Herz und Hartnäckigkeit seinen Traum lebt.

Chai als Brücke zwischen den Welten

Ali Akhtar steht stellvertretend für viele UnternehmerInnen mit Migrationshintergrund, die in Österreich nicht nur eine neue Heimat, sondern auch eine unternehmerische Zukunft gefunden haben. „Klagenfurt ist mein New York“ – für Ali ist das mehr als ein Zitat. Es ist der Beweis, dass man mit Mut, Fleiß und einer klaren Vision auch an ungewohnten Orten Großes bewegen kann.

Chai – Mehr als nur ein Trendgetränk
In Südasien ist „Chai“ (चाय) das alltägliche Wort für Tee. Traditioneller Chai besteht aus schwarzem Tee, der mit Milch, Wasser, Zucker und einer aromatischen Gewürzmischung (Masala) wie Kardamom, Zimt, Ingwer, Nelken und Pfeffer aufgekocht wird. Diese Zubereitung verleiht dem Getränk seine charakteristische Würze und den samtigen Geschmack.

In westlichen Cafés wird Chai oft als „Chai Latte“ angeboten, wobei häufig vorgefertigte Sirupe verwendet werden, die mit aufgeschäumter Milch serviert werden. Dies unterscheidet sich deutlich von der traditionellen Zubereitung, bei der die Gewürze frisch aufgekocht werden.

Foto: Ali Akhtar, Titelbild Dall:e – KI-generiert

M.U.T.letter

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