Künstliche Intelligenz verändert unsere Welt – radikal, schnell und unumkehrbar. In Unternehmen wird automatisiert, in HR wird personalisiert, in der Produktion optimiert. Algorithmen treffen Vorhersagen, schreiben Texte, analysieren Prozesse – schneller als jeder Mensch es je könnte. Doch während die Technologie mit Siebenmeilenstiefeln voranschreitet, bleibt eine zentrale Frage offen: Wo bleibt der Mensch?
Wir haben Gründerin Simone Kumerschek zum Interview getroffen – sie hat sich genau dieser Herausforderung verschrieben. Die Unternehmensberaterin aus Klagenfurt verbindet KI-Strategie mit HR-Kompetenz, Change Management mit Empathie. Als Unternehmensberaterin vermittelt sie zwischen Mensch und künstlicher Intelligenz und spricht mit uns über Verantwortung, Aufklärung und was E-Bikes mit KI zu tun haben.
M.U.T.: Künstliche Intelligenz ist das Thema schlechthin – vor allem in Unternehmen. Doch bei all dem Hype: Was fehlt Ihrer Meinung nach in der Diskussion?
Simone Kumerschek: KI kann heute schon viel: Analysieren, automatisieren, optimieren. Aber sie kann nicht fühlen, nicht hinterfragen, nicht einordnen. Genau da kommen wir ins Spiel. Wir Menschen bringen Empathie, einen ethischen Kompass und Kontextverständnis mit.
Sie beraten Unternehmen genau an dieser Schnittstelle – zwischen HR, Change Management und KI-Strategie. Wo erleben Sie aktuell die größten Reibungspunkte?
Viele spüren eine Überforderung – nicht unbedingt, weil die Technologie so komplex ist, sondern weil ihnen der Bezug fehlt. Menschen wollen verstehen: Was bedeutet das konkret für mich? Für meinen Job? So wie einst das Rad, das Auto oder das Internet. Auch die haben unsere Welt verändert. Und wir haben es nicht nur überlebt – wir leben heute besser damit. Aber: KI muss sich in bestehende Strukturen einfügen – und vor allem: Zum Menschen passen.
Das klingt, als gäbe es keine Standard-Lösung für alle?
KI ist kein „one-size-fits-all“-Konzept. Ob GeschäftsführerInnen, Silver Surfer oder SchülerInnen – jede Zielgruppe braucht ihre eigene Herangehensweise. Die einen brauchen Strategie, die anderen Orientierung. Deshalb gehört KI auch auf den Lehrplan – so wie es andere Länder längst vormachen. Wir müssen lernen, verantwortungsvoll damit umzugehen. Und: Wir müssen Fakes von Fakten unterscheiden können. Deep Fakes, manipulierte Bilder – die digitale Realität wird immer undurchsichtiger. Medienkompetenz ist heute so wichtig wie Rechnen und Schreiben.
Was motiviert Sie, dieses Thema voranzutreiben?
Ich selbst bin ohne Smartphone aufgewachsen. Mein erstes Handy war ein Alcatel One Touch Easy – 160 Zeichen pro SMS. Heute verstehe ich besser denn je, wie Medien funktionieren – und wie leicht man manipuliert werden kann. Deshalb will ich mein Wissen teilen. Ich will Unternehmen begleiten – auf dem Weg zu einer empathischen, zukunftsfitten Arbeitswelt, in der Technologie dem Menschen dient, nicht umgekehrt.
Sie ziehen gerne den Vergleich zum Mountainbiken – warum?
Wenn man einen Gipfel erklimmen will, braucht man Ausrüstung, Know-how – und einen klaren Kopf. Genau so sehe ich den Weg mit KI. Sie ist das „E-Bike“ im Business-Kontext: Sie bringt uns extrem schnell weiter – aber wir bestimmen die Richtung.
Simone Kumerschek aus Klagenfurt ist Gründerin von Loquita Consulting. Seit März 2025 berät sie Unternehmen dabei, wie sie Künstliche Intelligenz menschlich und sinnvoll integrieren können – mit einem klaren Fokus auf HR, Strategie und Change Management. Auch auf Instagram.