Es sind nicht nur die sanften Berge, die grünen Wälder und die klaren Seen auf der Südseite der Alpen, die Jahr für Jahr zahlreiche Campingfreunde nach Kärnten locken, sondern auch neue Trends und Konzepte, die eine aufstrebende Tourismusform aus ihrem Dornröschenschlaf wecken.
Camping ist spießig, umständlich, bedeutet Verzicht und Einschränkung. Die Liste der Vorurteile gegenüber dem Campingurlaub ist lang. Dabei gibt es kaum eine Urlaubsform, die so entschleunigend und naturnah ist und so viel Raum für Individualität lässt wie Camping. Spätestens seit Corona hat das Thema eine rasante Entwicklung genommen. Begriffe wie Glamping, Workation, New Work & Travel, u.v.m. ziehen neue Zielgruppen an. Auch als touristisches Thema hat sich das bis dahin stiefmütterlich behandelte Campingthema zu einem echten Erfolgsformat entwickelt. Vor allem in Kärnten!
Camping als stark wachsende Tourismusform
Laut Kärnten Werbung wurden im Jahr 2024 mehr als 1,6 Millionen Nächtigungen auf Kärntner Campingplätzen verzeichnet, was eine weitere deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Die wirtschaftliche Bedeutung des Campingtourismus zeigt sich nicht nur anhand der Nächtigungszahlen, sondern auch in der Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen. Laut einer Studie des Instituts für Tourismusforschung sind in Kärnten rund 2.500 Arbeitsplätze direkt oder indirekt mit dem Campingtourismus verbunden. Darüber hinaus profitieren lokale Betriebe wie Gastronomie, Handel und Freizeitdienstleister von den Ausgaben der Camperinnen und Camper.
Auch Klaus Ehrenbrandtner, Geschäftsführer der Kärnten Werbung, betont die Bedeutung des Campingtourismus für Kärnten: „Campingurlaub liegt nach wie vor im Trend und ist mit einem Anteil von rund 25 Prozent an den Gesamtnächtigungen im Sommerhalbjahr ein enorm wichtiges Segment für den Kärntner Tourismus. Mit über 470.000 Ankünften konnte sich die Branche im vergangenen Jahr auch über ein All-Time-High freuen. Die Kärntner Campingplätze zeigen nicht nur die Vielfalt der touristischen Möglichkeiten in Kärnten, sondern tragen auch wesentlich zur touristischen Wertschöpfung bei. Zahlreiche Kärntner Campingbetriebe sind im europäischen Spitzenfeld vertreten und das vielfältige Angebot der insgesamt 131 Campingplätze in Kärnten stärkt unsere Position als führendes Campingbundesland in Österreich“.
Wer nicht (in Ideen) investiert, verliert
Ein entscheidender Faktor für den Erfolg Kärntens im Campingtourismus sind die kontinuierlichen Investitionen. Viele Campingplätze haben in den letzten Jahren ihre Anlagen modernisiert, um den steigenden Ansprüchen der Gäste gerecht zu werden. Dazu zählen beispielsweise moderne Sanitäranlagen, WLAN-Zugang und Freizeitangebote wie geführte Wanderungen oder Wassersportmöglichkeiten.
Ein Erfolgsbeispiel ist der familiengeführte Campingplatz Seecamping Berghof von Barbara Ertl und Marcus Hartinger am Ossiacher See: „In den letzten Jahren haben wir einen deutlichen Zuwachs an Gästen aus dem In- und Ausland erlebt. Besonders die Kombination aus Naturerlebnis und modernem Komfort wird geschätzt.“ Auch die Nachhaltigkeit spielt eine immer größere Rolle. Viele Betriebe setzen auf umweltfreundliche Maßnahmen wie Solarenergie, Mülltrennung und regionale Produkte in der Gastronomie. Diese Bemühungen werden nicht nur von den Gästen honoriert, sondern tragen zum positiven Image der gesamten Region bei.
Eine Entwicklung, die auch Georg Overs, Geschäftsführer der Region, bestätigt: „Unsere Campingplätze verzeichnen durch die stetig steigende Nachfrage auch eine steigende Wertschöpfung. Und auch wir, als Region, investieren kontinuierlich in die Qualität (z.B. Mobilitätsangebote) und bleiben stets wachsam, um neue Trends zu erkennen, wie z.B. mit dem neuen Eventformat GATES OF SUMMER – Kärnten zum Saisonauftakt. Nur so können wir mit Erlebnissen auch weiterhin den Gästen einen unvergesslichen Urlaub in unserer Region bieten.“
Neue Camping-Konzepte sind gefragt
Die Konkurrenz schläft nicht. Tirol beispielsweise investiert ebenfalls verstärkt in den Campingtourismus und versucht, Marktanteile zu gewinnen. Doch die Mitbewerber kommen nicht nur aus Österreich, sondern vor allem aus den südlichen Nachbarländern wie Slowenien und Italien.
Denn ein stark wachsendes Segment im Campingtourismus sind auch die Wohnmobiltouristen. Jene, die mit – mittlerweile recht cool ausgebauten – Vans und Caravans Richtung Süden fahren und Kärnten dabei nur als Transitland sehen. Kärnten hat bei dieser stark wachsende Zielgruppe noch ausreichend „Luft nach oben“. Denn der Trend bringt auch Herausforderungen mit sich, vor allem was die gesetzlichen Bestimmungen und die begrenzte Verfügbarkeit von legalen Stellplätzen betrifft.
Verena Sowa von der Buchungsplattform „like2camp“ erzählt in einem Talk mit der Österreich-Werbung, dass mobile Campingtouristinnen und -touristen nicht nur eine Leidenschaft für das Abenteuer mitbringen, sondern durchaus auch zahlungswillige Gäste sind, die einen erheblichen Teil zur lokalen Wirtschaft, sprich Wertschöpfung, beitragen können.
Dennoch stellt der Mangel an Stellplätzen im Vergleich zum Anstieg der mobilen Camper ein zentrales Problem dar, denn die Anzahl der verfügbaren Stellplätze in Österreich hat sich in den letzten Jahren nur marginal verändert. So gibt es in Österreich rund 120.000 Wohnmobilbesitzer, aber nur 300 offizielle Stellplätze, was zu einem deutlichen Ungleichgewicht führt. Auch Kärnten ist von diesem Problem betroffen.
Der Blick über den Tellerrand lohnt sich
Ein Fixtermin für alle, die sich über neue Entwicklungen im Campingtourismus interessieren, ist der Campinggipfel in Graz, der heuer am 11. und 12. April 2025 in der Wirtschaftskammer Steiermark stattfindet. Kärnten wurde dort im letzten Jahr als Best Practice Beispiel für die Angebotsgruppe Camping präsentiert. Eine Führungsrolle, die Kärnten auch weiterhin für sich beanspruchen möchte.
Mit neuen Konzepten, mutigen Entscheidungen der Politik und sehr viel Offenheit für neue Trends und Entwicklungen sollte die Nummer-1-Position im Campingtourismus aber auch weiterhin zu halten sein.
Österreich gesamt: 4.530.613 Nächtigungen, +5,25 %
Inländische Camper: 1.069.296 Nächtigungen, +4,61 %
Gäste aus dem Ausland: 3.461.317 Nächtigungen, +5,45 %
Burgenland: 180.725 Nächtigungen, +13,02 %
Tirol: 1.173.977 Nächtigungen, +9,96 %
Niederösterreich: 158.705 Nächtigungen, +6,98 %
Vorarlberg: 204.237 Nächtigungen, +6,07 %
Steiermark: 355.606 Nächtigungen, +5,87 %
Kärnten: 1.641.786 Nächtigungen, +5,09 %
Salzburg: 507.473 Nächtigungen, +1,04 %
Oberösterreich: 268.589 Nächtigungen, -7,12 %
Wien: 39.515 Nächtigungen, -15,21 %