Ob mit Schokolade, Chilli oder pur geröstet, als Brotbackmischung oder fix fertig im Power-Riegel: Der Mehlwurm wird vom im Lavanttal unscheinbaren Tierchen zum heimischen Superfood. Wir sprechen mit Andreas Koitz, dem stolzen Inhaber der österreichweit ersten biologischen Mehlwurmzucht in Bad St. Leonhard in Kärnten und fragen nach: Wie läuft das Business mit den Würmern?
„Prime Insects“ nennt sich das innovative Unternehmen, das sich der Zucht und hundertprozentigen Verarbeitung von Mehlwürmern verschrieben hat und seinen KundInnen mittlerweile eine breite Produktpalette bietet: Sowohl zum eigenen Genuss als auch als Dünger oder Futtermittel für andere Tiere. Wo zuvor die Landwirtschaft seiner Eltern betrieben wurde, züchtet und verarbeitet Andreas Koitz heute das Nahrungsmittel der Zukunft.
Weiter denken
Hochmotiviert beschloss der junge Unternehmer 2017, die Welt und ihre Zukunft durch das eigene Tun ein Stück besser zu machen. Über den Tellerrand zu denken war gefragt. Und schon bald war die Idee zu „Prime Insects“ geboren: „Mehlwürmer sind sowohl für die bäuerliche Landwirtschaft als auch für die menschliche Ernährung revolutionär. Als Bio-Betrieb verursachen wir keinerlei Tierleid und schonen Ressourcen nachhaltig“, sagt Andreas Koitz. Das enorme Interesse an seinen Qualitätsprodukten bestärkt ihn.
Klimaheld Mehlwurm
Dass er sich für die Zucht von Mehlwürmern entschieden hat, liegt an den vielen Vorteilen, die der Mehlwurm zu bieten hat. Proteinreich, nachhaltig und schmackhaft stießen die kleinen Würmer andere Insekten aus dem Rennen. Obwohl Andreas Koitz auch mit Grillen und Heuschrecken geliebäugelt hat. „Dadurch, dass uns unterschiedliche Insekten vor unterschiedliche Herausforderungen stellen, mussten wir uns bald für eine Insektenart entscheiden“, erinnert sich der innovative Unternehmer. Klar war aber von Anfang an, dass er auf Tiere setzen wollte, die in der Zucht wenig Platz brauchen und wenig CO2 produzieren. Und was das angeht, sind Mehlwürmer wahre Klimahelden. Dass sie durch ihren hohen Proteingehalt für Mensch und Tier auch noch enorm gesund sind, macht sie zu einem vielversprechenden Nahrungsmittel. Koitz geht sogar so weit, den Mehlwurm als das Lebensmittel der Zukunft zu bezeichnen.
Wie kommt der Mehlwurm auf den Teller?
Heute ist der Mehlwurm als offizielles Lebensmittel freigegeben. Das war jedoch nicht immer so, weshalb der Vertrieb über Einzelhändler nicht von Beginn an möglich war. „Bisher war es leider nicht erlaubt, Insekten zu zerkleinern oder zu verarbeiten. Also vertrieben wir unsere Produkte in erster Linie über Genuss- und Delikatessläden, über Messen und Märkte, natürlich auch online und ab Hof. Inzwischen dürfen wir jedoch Produkte aus Insekten herstellen und werden damit in Zukunft auch in Fitnessstudios, Sportstätten und flächendeckend in Regionalläden vertreten sein“, freut sich Andreas Koitz. Dass es rund um seine Mehlwürmer jedoch nach wie vor viel Aufklärungsarbeit von Mensch zu Mensch brauchen wird, ist dem Mehlwurmzüchter bewusst: „Unsere Mission ist es, Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Qualität in der Ernährung zu schaffen. Deshalb bieten wir Vorträge an Schulen und Universitäten wie auch Führungen auf unserer Prime Insects Mehlwurmfarm an.“ Immer inklusive Verkostung. Und natürlich wollen wir vom Mehlwurmprofi wissen, welche Produkte er aktuell anbietet und staunen nicht schlecht über die bemerkenswerte Vielfalt: „Aktuell haben wir Mehlwürmer geröstet und gesalzen, mit Chili oder auch mit Zotter-Schokolade ummantelt. Außerdem gibt es zwei unterschiedliche Schokoriegel mit ganzen Mehlwürmern, reines Insektenpulver, eine Brotbackmischung mit Insektenpulver für Proteinbrot, einen Power-Proteinriegel mit Insektenpulver wie auch Pflanzendünger aus Mehlwurmkot“, erzählt Koitz stolz.
Das Lebensmittel der Zukunft
Andreas Koitz gehört sicherlich zu den frühen Vögeln, wenn es um innovative Produkte geht. „Meine Vision ist es, über ein Partnering-System ein flächendeckendes Insekten-Zuchtprogramm für Lebensmittelverarbeiter und Landwirte aufzubauen. Außerdem wollen wir uns in Europa stärker als Entwicklungs- und Verarbeitungsbetrieb etablieren“, blickt der Inhaber von „Prime Insects“ in Richtung morgen.
Fotos: Ramona Steiner