„Anzupacken war schon immer mein Ding!“

Nicht in der viel zitierten Garage, sondern in der Werkstätte des elterlichen Betriebes hat Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl das Rüstzeug für sein unternehmerisches Leben erhalten. Auch wenn der Anfang nicht leicht war, sein Ziel hat er nie aus den Augen verloren, wie er uns im M.U.T.-Gespräch erzählt.

Jürgen Mandl: „Zu Beginn meines Berufslebens wollte ich Diplomat werden. Reisen war schon immer meine Leidenschaft und es faszinierte mich, in fremden Ländern neue Kulturen kennenzulernen und von ihnen zu lernen. Deshalb habe ich während meines Jus-Studiums auch ein halbes Jahr in Venezuela verbracht. Zurück in Kärnten hat mich aber die Arbeit meiner Eltern sehr geprägt. Sie haben mit Ehrgeiz und Fleiß den Grundstein für den Erfolg unseres Familienunternehmens gelegt. So war es mir wohl in die Wiege gelegt, diesen unternehmerischen Weg weiterzuverfolgen.

Und dieser Weg begann – im Gegensatz zu anderen Erfolgsgeschichten – nicht in der Garage, sondern in der Werkstatt. Im Blaumann und mit schwarzen Fingernägeln. Mir war es wichtig, das Geschäft von der Pike auf zu erlernen. Um unsere Marktchancen zu erhöhen, übernahm ich den Vertrieb im damaligen Jugoslawien. Das war der Beginn meiner unternehmerischen Reise. Mein halbes Leben habe ich im Export verbracht. Heute verkaufen wir von Klagenfurt aus die Bäckerei- und Konditoreimaschinen der Otto Mandl GmbH. in 40 Länder weltweit.

An Herausforderungen hat es Jürgen Mandl nie gemangelt

Der Anfang war nicht leicht. Nichts funktionierte reibungslos. Ich musste schnell erkennen, dass Fehler ein wesentlicher Teil des Prozesses sind. In den ersten Jahren gab es viele Hindernisse – sei es der Jugoslawienkrieg oder fehlende wirtschaftliche Strukturen, wie z.B. Bankgarantien.

Für den Vertrieb in neuen Märkten braucht es viel Vertrauen. Ins eigene Können, aber auch das der Kunden. Das hat viel Zeit und Engagement gekostet. Ich war oft 220 Tage im Jahr unterwegs, um unser Geschäft Schritt für Schritt aufzubauen. Heute kann ich sagen, dass es mindestens vier bis sieben Jahre dauert, bis eine Niederlassung wirklich funktioniert. In dieser Zeit braucht man Geduld und Ausdauer. Fehler sind unvermeidlich – aber sie schärfen den Blick für künftige Entscheidungen.

Ist das Unternehmersein schwieriger geworden?

Ich höre oft, dass es früher einfacher war, Unternehmer zu sein. Das sehe ich nicht so. Jede Zeit hat ihre Herausforderungen. Damals war der Export nach Jugoslawien meine Chance. Heute sind es neue Märkte wie Afrika. Die Herausforderungen sind dieselben geblieben. Damals wie heute braucht es Engagement, Glück und Fingerspitzengefühl. Die Märkte sind heute gesättigter, aber gleichzeitig eröffnen sich neue Möglichkeiten. Es ist weniger eine Frage der Zeit als der Bereitschaft, Chancen zu erkennen und zu nutzen.

Jürgen Mandl: Anzupacken war schon immer mein Ding!
„Natürlich gab es auch Momente, in denen ich ans Aufgeben dachte. Es wäre unehrlich zu sagen, dass immer alles glatt lief.“ (Foto: Helge Bauer)

Momente des Zweifelns sind ständige Begleiter

Natürlich gab es auch Momente, in denen ich ans Aufgeben dachte. Es wäre unehrlich zu sagen, dass immer alles glatt lief. Manchmal helfen ein paar Tage Abstand, um die Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen. Wichtig ist, den Blick nach vorne nicht zu verlieren. Nicht aufzugeben. Gerade in Zeiten großer geopolitischer Veränderungen, wie der aktuellen Situation in Russland oder den Spannungen im Nahen Osten, ist Flexibilität gefragt. Diese Herausforderungen machen das Unternehmertum aber auch spannend.

Was möchte ich jungen Unternehmerinnen und Unternehmern raten?

Ich sage ganz klar: Probiert es aus! Es ist wichtig, eigene Ideen zu verfolgen und sich nicht von zu vielen Meinungen ablenken zu lassen. Das Gegenteil vom Unternehmer ist der Unterlasser. Zauderer und Mahner gibt es schon genug. Manchmal muss man einfach mit dem Kopf durch die Wand. Wenn man davon überzeugt ist, dass etwas der richtige Weg ist, muss man hart daran arbeiten und dafür kämpfen.

Eine der größten Herausforderungen ist es, schwierige Entscheidungen zu treffen – vor allem, wenn es um Menschen geht. Gleichzeitig muss man sich immer wieder in Frage stellen und bereit sein, sich zu verändern. Das erwarte ich nicht nur von anderen, sondern auch von mir selbst.

„Das Gegenteil vom Unternehmer ist der Unterlasser. Zauderer und Mahner gibt es schon genug. Manchmal muss man einfach mit dem Kopf durch die Wand“, Jürgen Mandl.

Innovationen sind für Jürgen Mandl ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg

Ich bin beruflich und privat viel unterwegs und lasse mich von dem inspirieren, was ich auf der ganzen Welt sehe. Gerade in meiner Branche, der Lebensmittelindustrie, gibt es viele konservative Strukturen, aber ich finde es wichtig, neugierig und offen zu bleiben. Technologien wie KI oder 3D-Druck werden immer wichtiger und wir integrieren sie schrittweise in unser Unternehmen, um die Qualität zu steigern und Prozesse zu verbessern.

Erfolg ist für mich mehr als finanzieller Gewinn. Natürlich braucht man die monetären Mittel, um ein Unternehmen voranzubringen, aber für mich zählt auch die Zufriedenheit – meine eigene und die meiner Mitarbeiter. Ebenso wichtig sind Innovation, Neugier und ein funktionierendes Privatleben.

Gesellschaftliche Herausforderungen sind ein Trugschluss

Kritisch sehe ich, dass viele glauben, mit weniger Aufwand mehr erreichen zu können. Das ist ein Trugschluss. Unsere Gesellschaft hat hohe Ansprüche. Und um diese zu erfüllen, müssen wir bereit sein, Leistung zu erbringen. Und diese Leistung muss auch entsprechend belohnt werden!

Unternehmer müssen aber auch die Freiheit haben, unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Sie dürfen nicht in ein bürokratisches Korsett gezwängt werden. (Foto: Helge Bauer)

Unternehmer müssen aber auch die Freiheit haben, unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Sie dürfen nicht in ein bürokratisches Korsett gezwängt werden. In Zukunft wird es wichtig sein, Mut zu haben und schnell zu handeln. Nur so bleiben wir wettbewerbsfähig. Das gilt nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die Politik. Denn gerade die Unternehmer wissen, dass neben der Einsatzbereitschaft und Entscheidungsfreude auch ein entschlossenes Vorangehen und ein verantwortungsbewusstes Wirtschaften die einzigen Grundlagen für den Erfolg sind.“

M.U.T.letter

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