Unter seinem neuen Chef Roland Waldner krempelt sich gerade der Kärntner Wirtschaftsförderungsfonds KWF in eine lernende Organisation um. Der bekennende Star-Wars-Fan muss allerdings auch Budgetkürzungen hinnehmen.
Mit Sprüchen wie „Kärnten ist unser Büro, Klagenfurt bloß unser Unterstand“, versucht der 59jährige neue Geschäftsführer des KWF zu erklären, wie Kärntens zentrale Förderstelle in Zukunft funktionieren soll. „Wir gehen hinaus, hören, an was die Unternehmen arbeiten und passen dann die Förderprodukte an deren Bedürfnisse an“. Ab nächstem Jahr werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des KWF kontinuierlich draußen sein. Ein bis zwei Tage pro Woche verbringen sie vor Ort. Das kann direkt in Unternehmen sein, aber auch etwa in Bezirksstellen der Wirtschaftskammer Kärnten. Kooperationspartner sind jederzeit willkommen. Dafür hat Waldner gleich einmal sein persönliches Dienstauto abgeschafft. In Zukunft werden alle Kolleginnen und Kollegen die beiden KWF-gebrandeten Firmenfahrzeuge für den Außendienst nutzen können.
„Den meisten Betrieben ist gar nicht bewusst, was sie alles tun können“, hat Waldner schon in der kurzen Zeit seit seinem Amtsantritt im Mai gelernt. Der Manager eines namhaften Kärntner KMU sei mit wenig Erwartungen zum Gespräch gekommen und habe schließlich vier Förderanträge für kommende Projekte abgegeben. Ein solches Aha-Erlebnis sollen in Zukunft mehr Unternehmerinnen und Unternehmer haben, wenn sie sich auf den KWF einlassen. Die ersten Gehversuche hinaus in Kärntens Bezirke unternimmt man mit einer Roadshow übrigens ausgerechnet in Kötschach-Mauthen im bevölkerungsbezogen kleinsten Bezirk Kärntens.
Lernende Organisation
Wenn man Roland Waldner so zuhört, dann erkennt man immer noch den Innovationsmanager, der er früher bei Philips war: sprühend vor Ideen, offen für Neues von allen Seiten und voller Enthusiasmus beim gemeinsamen Umsetzen. Im Innovationsbereich habe er erfahren müssen, wie stark Erfolge von guter Führung abhängen. Und daran arbeitet er jetzt vehement in seiner neuen Position. Der KWF soll zur High-Performance-Organisation, zur lernenden Organisation, werden. Was das heißt, beantwortet er entwaffnend simpel so: „Der Geschäftsführer wird an Macht einbüßen, die Organisation an Macht gewinnen.“ Als bekennender Star-Wars-Fan hat er zu oft Manager erleiden müssen, die selbstherrlich auf der dunklen Seite der Macht standen. Seinen Führungsstil bezeichnet er voller Ironie als eine Mischung zwischen Mahatma Gandhi und Nelson Mandela.
Ihm geht es aber auch um mehr, nämlich um den Standort als ganzen, und da ist die Wirtschaftsförderung ein ganz wichtiger Hebel. Früh und oft pro Bono hat sich Waldner schon für die Menschen am Standort Kärnten eingesetzt. So hat er in der WIFI-Werkmeisterschule angehende Kunststofftechniker in Chemie und Physik unterrichtet oder in der Industriellenvereinigung Innovationskollegen von seinen Erfahrungen in Innovationsprozessen bei Philips profitieren lassen. Vielen hat er die Scheu davor genommen, ihre Unternehmen weiter zu entwickeln, neben Produktinnovation auch an andere Formen wie Struktur- oder soziale Innovation zu denken. Er hat Studierende an Uni und FH mit dem Innovationsvirus infiziert. Nie hat er dabei den Eindruck erweckt, er habe immer für alles die Lösung oder das Patentrezept parat, immer ging es ihm darum, seinen Zuhörerinnen und Zuhörern das Werkzeug in die Hand zu geben, um Probleme zu lösen. Und das tue man am besten gemeinsam, ist er überzeugt. Die Etablierung von resilienten Netzwerken ist so etwas wie seine Lebensaufgabe.
Rezession trifft auch KWF
Und das können wir im Augenblick dringender brauchen denn je. Traditionelle ökonomische Erfolgsmodelle scheinen sich in multiplen Krisen aufzulösen. Die Rezession ist auch am KWF nicht spurlos vorübergegangen. Das letzte Budget wurde nicht vollständig ausgeschöpft. Zum Glück stiegen die Anfragen für Förderungen zuletzt wieder, atmet Waldner sichtlich auf. Genau jetzt in diesen unsicheren Zeiten sei nämlich der richtige Zeitpunkt, um Neues zu beginnen, ist er überzeugt. Ausreden, warum man nichts tue, finde man immer: Entweder man habe zu viel zu tun, oder zu wenig und müsse daher sparen. Aber gerade mit Förderinstrumenten wie dem „Innovationstalent“ könne man in dieser Phase sein Risiko zu 50 Prozent gefördert bekommen.
Apropos sparen. Auch der KWF bleibt vom großen, von der Landesregierung angekündigten Sparpaket nicht verschont. Solche Vorgaben kennt Waldner noch gut von Philips. Man werde sich natürlich an die Ankündigung des KWF-Kuratoriums halten, bei den Sach- und Personalkosten ansetzen und das Förderbudget selbst möglichst unangetastet lassen, so der KWF-Geschäftsführer. Das erwähnte Dienstauto war nur ein kleiner Baustein im Sparpaket. Außerdem werden etwa Pensionisten nicht nachbesetzt. Die rund 10 Mio. Euro an EU-Förderungen im Budget sind von den Kürzungen übrigens nicht betroffen.
Warten auf die KWF-Evaluierung
Die vom Wirtschaftspolitischen Beirat in Auftrag gegebene Evaluierung des KWF durch das Institut Eco Austria ist kurz vor der Fertigstellung. Sie wird nicht nur die Vergangenheit bewerten, sondern auch Empfehlungen für die weitere Strategie abgeben. Ohne der Präsentation vorzugreifen, war Waldner von der konstruktiven Stimmung der Gespräche sehr angetan. Den bereits intern vorgestellten Zwischenbericht kommentiert er knapp mit: „Danke, passt gut in meine Welt“.
Auch im Umgang mit der Politik hatte er bisher keine Probleme. Die Konstellation ist ja alles andere als einfach mit zwei zuständigen politischen Büros. LHStv. Gaby Schaunig ist für die Technologieförderung zuständig, Landesrat Sebastian Schuschnig für den Rest: „Ich setze auf Kooperation statt Konfrontation, ohne ein Ja-Sager zu sein“. Die angesprochenen Büros schätzen das Eingebundensein. Viele können sich noch allzu gut daran erinnern, wie eng der KWF früher seine politische Unabhängigkeit in allen Entscheidungen interpretiert hat und wie schwer es daher war, gemeinsame Strategien zu entwickeln.
Das allgemeine Tauwetter setzte inzwischen auch in der Kooperation mit den anderen Landesgesellschaften wie der Kärnten Werbung oder der BABEG ein, die ja im gleichen Gebäude im Klagenfurter Amalienhof ansässig sind. Es gebe fixe Meetings, gemeinsame Initiativen. Natürlich könnte es noch besser laufen, aber man sei am guten Weg, so Waldner.
Multiinstrumentalist und Golfer
Wer sich so intensiv im Job einbringt, der hat für sein Privatleben wenig Zeit. Aus dem Multiinstrumentalisten (Klarinette, Saxophon, Schlagzeug, Gitarre und ein spätes Debüt am E-Piano in der Pandemie) ist inzwischen wieder der begeisterte Skifahrer im Winter und Golfer im Sommer geworden. Nach einer Hüftoperation ist er endlich wieder voll einsatzfähig. Die sportlichen Aktivitäten sind für ihn das ideale Familienprogramm. Ehefrau, Sohn und inzwischen auch Schwiegertochter sind voll dabei. Ob Roland Waldner seine ursprünglichen Traumberufe weniger engagiert ausgeübt hätte, darf bezweifelt werden: als Filmregisseur oder Kinderarzt hätte er wohl ähnlich viel Zeit und Energie investiert – und wäre ähnlich weit gekommen?
Während seines Studiums der Kunststofftechnik in Leoben hat er in Graz bei seiner heutigen Frau, einer studierten Vermessungstechnikerin, gewohnt. Inoffiziell, wie er sagt. Er hat damals kein Wochenende in Leoben verbracht. Da war es ihm zu eng. So wie ursprünglich auch in Kärnten. Bei Philips hatte er sich deswegen ja in Wien beworben, ehe er dann doch wieder in Kärnten gelandet ist. Aus heutiger Sicht ein Glück für ihn und für das Bundesland.
Anmerkung der Redaktion: Der Autor dieses Beitrags ist mit Roland Waldner nicht verwandt. Die Namensgleichheit ist rein zufällig.
In der Ära von ÖVP-Landeshauptmann Christof Zernatto im Jahr 1993 wurde der Kärntner Wirtschaftsförderungsfonds als zentrale Fördereinrichtung des Landes aus der Landesverwaltung ausgegliedert, um ihn vom politischen Hineinregieren unabhängiger zu machen. Als Kontrollinstanz zwischen Landesregierung und KWF fungiert das KWF-Kuratorium, in dem derzeit Vertreterinnen und Vertreter von SPÖ, ÖVP, FPÖ, Team Kärnten, Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer sitzen.
Im Jahr 2023 wurden 705 Förderungsfälle mit einem Fördervolumen von 24,3 Mio. Euro an bewilligten Mitteln abgewickelt. Damit wurde ein Investitionsvolumen von 140,5 Mio. Euro ausgelöst. Im Jahr 2022 waren es übrigens noch 849 Förderfälle. Darin spiegelt sich auch die rezessive Wirtschaftsentwicklung wider. Das Gros der Förderfälle (646) im Jahr 2023 bezog sich auf KMU, an die auch 61 Prozent des Förderbudgets ausgeschüttet wurden. Genau hier wurden durch die Projekte auch die meisten neuen Arbeitsplätze geschaffen – stattliche 566 von insgesamt 580!
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