Wolfgang Repitsch kennt Gott und die Welt. Eine wichtige Eigenschaft, wenn es um den Vertrieb geht. Warum der zweifache Familienvater erwachsener Kinder sich zusätzlich Zeit nimmt, um seine BranchenkollegInnen im Handel tatkräftig zu vertreten, verrät der Servietten-König im exklusiven M.U.T.-Interview.
Sie sind Agent. Genauer gesagt Handelsagent. Was kann man sich darunter vorstellen?
Ein Agent ist ein Vermittler. Er verbindet das Produkt mit den Konsumenten. Unser Unternehmen fertigt und designt nachhaltige und individuelle Tischwäsche und Speisekarten. Die Hantermann Österreich GmbH kümmert sich um den Vertrieb, während der Mutterkonzern die Servietten in Deutschland herstellt. Das Besondere ist also: Wir produzieren und verkaufen selbst. Ich bin seit 34 Jahren dabei. Den österreichischen Markt durfte ich mitaufbauen, nun haben wir 14 Mitarbeiter im Außendienst.

Wo kommen Endkonsumenten mit Ihrem Produkt in Kontakt?
Beim Essengehen. Sei es die bedruckte Bestecktasche oder die Speisekarte aus Granitstein. Unsere Kunden sind die heimische Hotellerie und Gastronomie sowie Caterer und Großcaterer wie etwa Do & Co. Damit sind wir auch weltweit vertreten. Das läuft alles über Österreich. Wir machen die Formel 1-Servietten auch die von FC Bayern, der Ski-WM in Saalbach und der Fußball-Euro, statten die VIP-Räume der Starnacht und der Musi aus. Dabei legen wir großen Wert auf die Qualität. Das Material ist bio und vollständig kompostierbar, da aus reiner Zellulose. Da wir unsere Servietten in Deutschland unter strengen Auflagen erzeugen, erfolgt der Druck mit Lebensmittelfarbe. Bei den bedruckten Servietten sind wir Marktführer.
Wie hat sich die enorme bürokratische Belastung der Gastronomie in den letzten Jahren auf Sie als Zulieferer ausgewirkt? Stichwort: Sparen bei Bestellungen, Rückgang durch vermehrte Schließungen.
Nach Corona hat sich herausgestellt, dass die Betriebe, die gut aufgestellt waren, den Turbo eingeschaltet haben. Erwischt hat es die kleinen Betriebe im ländlichen Bereich, da dort die Mitarbeiter fehlen. Wenn du heute in städtischen Gaststätten nicht reservierst, bekommst du auch unter der Woche keinen Platz. Und im ländlichen Bereich hält diese Marktbereinigung noch immer an. Billigware kommt aus dem Süden und Osten herein, ist aber keine Konkurrenz für uns. Der Sparstift wird nicht bei der Qualität angesetzt. Wenn es um Hygiene geht, gewinnt die hochwertige 100% abbaubare Papierserviette um 20 Cent gegenüber der Textillösung um 45 Cent pro Stück.

Worauf sind Sie in Ihrem achtköpfigen Team der Fachliste Handelsagenten stolz?
Meine Mitstreiter im Ausschuss sind gefunden. Wir bilden eine solide Basis. Jetzt lernen wir uns einmal alle kennen. Ich bin für meine berufliche Tätigkeit andauernd mit dem Auto unterwegs und permanent mit der Freisprechanlage verbunden. So hatte ich Zeit, bereits jeden einzelnen des Teams zu sprechen. Da hat jeder seine Ideen. Was mir gleich aufgefallen ist: Wir sind alle ambitioniert! Das treibt mich zusätzlich an.
Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich als Funktionär?
Ich kenne den sozialen Aspekt von meinem Hobby, den Stadtrichtern. Da geht es für mich seit zwölf Jahren um viel Spaß und Spenden. Obwohl ich recht eingespannt bin, wurde ich gerne für eine weitere ehrenamtliche Tätigkeit überzeugt. Ich kenne sehr viele Leute und mache es mir nun zur Aufgabe, die 400 Mitglieder in meinem Gremium zu vernetzen. Dazu möchte ich zwei, drei Businessfrühstücke organisieren und zuhören, was gebraucht wird. Eines weiß ich schon jetzt: Die deutlich zu hohe Besteuerung von Unternehmen ist für viele eine enorme Belastung.
Fotos: Isabella Schöndorfer