Diese Frau ist nicht nur mit Kamm und Schere sehr kreativ!

Mit der St. Veiter Friseurmeisterin Karin Wagner steht die Innung der Kärntner Friseure erstmals unter weiblicher Führung. Das wirkt sich auch sehr positiv auf die zahlreichen Projekte aus, die die Branche durch die herausfordernden Zeiten führen. Im Interview erzählt Karin Wagner von ihren Plänen und dass ihr vor allem die Aus- und Weiterbildung von Lehrlingen und Berufseinsteigern am Herzen liegt.

M.U.T.: Frau Wagner, Sie verantworten nun seit zwei Jahren als Innungsmeisterin der Friseure die Interessen der Kärntner Friseurinnen und Friseure. Darauf bauen Sie auf Ihren reichhaltigen Erfahrungsschatz. Wie bringen Sie das alles in Einklang mit ihrem Beruf?

Karin Wagner: Ich feiere heuer mein 30-jähriges Jubiläum als selbständige Friseurin. Nach 15 Jahren mit einem großen Salon in St. Veit, wo ich bis zu 10 Mitarbeiterinnen beschäftigte, hab ich mich entschlossen, neue Wege zu gehen. Ich verkaufte den Betrieb, mietete mich ein und arbeite heute alleine, begleitet von einem sehr treuen Kundenstamm. Dort kann ich mich voll und ganz auf meine Leidenschaft für den Beruf konzentrieren. Dies hat mir aber auch die notwendige Freiheit gegeben, um mich auf meine Arbeit in der Innung zu konzentrieren. Denn es gibt viel zu tun. Als personalintensive Branche kämpfen die Betriebe z.B. mit den hohen Lohnnebenkosten. Hier braucht es eine sofortige Senkung, damit wir es uns überhaupt noch leisten können, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu beschäftigen.

Wir durchleben gerade sehr turbulente Zeiten. Ihr Vorgänger Georg Wilhelmer hat viel bewegt und wichtige Weichen gestellt. Welche Herausforderungen sehen Sie auf die Branche zukommen?

Natürlich ist die Teuerung auch ein Thema, das unserer Branche zu schaffen macht. Mit einer Senkung der Mehrwertsteuer auf 10% würden wir nicht nur Arbeitsplätze sichern und die Wettbewerbsfähigkeit stärken, sondern könnten auch unsere Kundinnen und Kunden finanziell entlasten.

Und wie erwähnt, kämpft die Branche einem bekannten Thema, das uns das Arbeiten schwer macht, der Bürokratie. Viele Vorschriften sind für die Unternehmen sehr aufwändig und nicht immer leicht umzusetzen. Gerade in Zeiten, in denen es schwierig ist, genügend Nachwuchs- und Fachkräfte zu finden, müssen die Unternehmerinnen und Unternehmer selbst verstärkt aktiv im Betrieb mitarbeiten. Da dürfen bürokratische Anforderungen nicht zusätzlich zur Belastung werden.

Und dann bleibt noch der bereits erwähnte Fachkräftemangel, der selbst vor unserer Branche nicht Halt macht. Als Innungsmeisterin kann ich zwar keine Gesetze ändern, aber ich werde mich auch weiterhin vehement dafür einsetzen, dass wir gemeinsam neue Wege gehen und unkonventionelle Lösungen finden.

Das hört sich sehr motivierend an. Welche neuen Wege gehen Sie bei der Lösungsfindung?

Beim Kampf gegen den Fachkräftemangel haben wir die Sichtweise auf das Berufsbild geändert und uns als Innung überlegt, wie wir den Einstieg in unsere Branche attraktiver gestalten können. Dabei entstand die Idee zur „Beauty-Assistenz“. Dieses Ausbildungsmodell bereitet QuereinsteigerInnen in nur drei Monaten auf die Arbeit im Friseursalon vor. Gemeinsam mit dem AMS und dem WIFI haben wir dieses Projekt ins Leben gerufen. Besonders stolz bin ich darauf, dass wir im ersten Lehrgang sieben TeilnehmerInnen direkt in die Arbeitswelt vermitteln konnten. Das zeigt, wie effektiv die Initiative ist. Der zweite Lehrgang läuft bereits. Wir arbeiten aber auch an einem größeren Projekt, das noch mehr Perspektiven bieten soll. 

Was steckt da alles hinter diesem Projekt? Können Sie uns das bitte näher erläutern?

Gerade in der Anfangszeit ist das Einstellen von Lehrlingen für die Arbeitgeber eine Herausforderung. Mit unserem Modell könnten Lehrlinge nach einem halben Jahr in den Betrieb wechseln und ihre verkürzte Lehre abschließen. Es ist eine neue Form der Lehrlingsausbildung, bei der wir als Innung die ersten sechs Monate der Ausbildung übernehmen. Damit entlasten wir die Betriebe und stellen sicher, dass die Lehrlinge eine qualifizierte Grundausbildung erhalten und gut auf die Arbeit im Lehrbetrieb vorbereitet werden. Das Konzept ist noch in der Planungsphase, aber ich bin optimistisch, dass wir es umsetzen.

Eine große Herausforderung ist es ja, die Jugendlichen zu erreichen. Welche Rolle spielt Social Media bei Ihrer Arbeit?

Social Media ist für uns ein wichtiger Kommunikationskanal. Mit unserer Seite „Karriere mit Schere“ auf Instagram und Facebook zeigen wir, was die Kärntner Friseure leisten und machen auf Veranstaltungen wie den Landeslehrlingswettbewerb aufmerksam. So stellen wir die Arbeit in der Innung auch sehr modern und attraktiv dar und begegnen unserer Zielgruppe auf Augenhöhe. Für Kunden genauso wie für potenzielle Auszubildende.

Wie sehen Sie die Zukunft des Friseurhandwerks?

Die Branche befindet sich im Wandel. Es gibt heute so viele Möglichkeiten, diesen Beruf auszuüben. Die einen arbeiten im klassischen Salon, andere spezialisieren sich auf Hochzeitsfrisuren oder internationale Fashion Weeks. Jede Ausprägung hat ihre Berechtigung. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass eine gute Grundausbildung der Schlüssel ist. Sie gibt jungen Menschen die Freiheit, ihren eigenen Weg zu finden. Darum war es für mich auch wichtig, dass wir die Lehrabschlussprüfung nun mit 2025 modernisiert und neu aufgestellt haben.

Und das sehe ich auch als Ansporn für meine zukünftige Arbeit: Ich bin sehr viel bei den Betrieben. Um Ihnen Mut zu machen und um neue Ideen umzusetzen und neue Dinge anzupacken. Und gerade für die Innung der Friseure gilt: Gemeinsam haben wir die Kraft, um mit Leidenschaft, Kreativität und Optimismus alle Herausforderungen zu meistern.

M.U.T.letter

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