Der Holzbotschafter als „EUROPAEUS“

Der Kärntner Star der diesjährigen EUROPAEUS-Verleihung ist Herbert Kulterer, der die Auszeichnung in der Kategorie „Wirtschaft – Internationalisierung/Pioniere“ erhielt. Der heute 88-Jährige formte aus bescheidenen Anfängen die Hasslacher Gruppe, laut Eigendefinition heute ein global agierender Innovationsführer im Bereich intelligenter und integrierter Systemlösungen für den modernen Holzbau. Die Generationen übergreifende, sehr persönliche Laudatio hielt Timo Springer, Präsident der Kärntner Industriellenvereinigung.

„Der EUROPAEUS wird an herausragende Persönlichkeiten verliehen, die den europäischen Gedanken nicht nur aktiv vorleben, sondern auch maßgeblich mitgeprägt haben. Und ich habe heute die große Ehre, die Laudatio auf einen Ausnahmeunternehmer und Industriellen zu halten, der durch Tatkraft, Weitsicht und ein tiefes Verantwortungsgefühl seiner Familie und den Mitarbeitern gegenüber eine ganze Branche nachhaltig gestaltet hat. Die Rede ist von Herbert Kulterer, einem Mann, dessen Lebensweg bis heute von unerschütterlicher Hingabe, Entschlossenheit und unternehmerischem Mut geprägt ist.

In Kärnten verwurzelt

Herbert Kulterer wurde in Kärnten als ältester Sohn einer traditionsreichen Bauernfamilie 1936 geboren, in einer Ära, in der sich schon abzeichnete, dass die Welt auf ein düsteres Zeitalter zusteuert. Schon früh lernte er die harte Arbeit am Bauernhof in Thon bei Grafenstein kennen. Er wuchs in einer Zeit voller Herausforderungen auf, mitten in dem Wirren des Zweiten Weltkrieges und der harten Nachkriegsjahre. Umgeben von Sorgen, aber auch vom starken Zusammenhalt der Familie und der Dorfgemeinschaft. Seine Kindheit und Jugend formten einen Charakter, der sowohl die bodenständigen Werte bäuerlicher Traditionen als auch die Neugier für die Welt der Wirtschaft in sich vereinte. Ursprünglich als Erbe des familieneigenen Hofes vorgesehen, sollte Herbert Kulterer die Realschule nach der 4. Klasse beenden. Sein Großvater, Jakob Hasslacher, hatte andere Pläne mit ihm und äußerte 1950 den Wunsch, dass er den Forstbetrieb und den Holzbetrieb übernehmen möge.

Frühe Verantwortung

Mit Erfolg. Mit 14 Jahren entschied sich Herbert Kulterer damals schon aktiv für diese Laufbahn. Das Gespräch über die Nachfolgeregelung führte aber nicht der Großvater mit ihm, sondern der Familienanwalt – wahrlich eine andere Zeit. Und die Entscheidung von Jakob Hasslacher löste einige Turbulenzen aus, denn für den Kulterer-Hof brauchte es einen neuen Herrn. Und Herbert musste wiederum auf seine neuen Aufgaben vorbereitet werden: Nach der Matura mit ausgezeichnetem Erfolg studierte er an der Hochschule für Bodenkultur in Wien, Forst- und Holzwirtschaft und übernahm mit gerade mal 22 Jahren den großväterlichen Betrieb.

Der Holzbotschafter als „EUROPAEUS“
Herbert Kulterers Weg vom Bauernhof zum Holzmagnaten begann früh, als er mit 22 Jahren den familieneigenen Betrieb übernahm. Foto: Nicolas Zangerle

Pionierleistung in der Holzindustrie

War die unternehmerische Tätigkeit am Anfang stark auf den lokalen Bereich beschränkt, so wuchs die Firma Hasslacher parallel zu einem wachsenden europäischen Gedanken. Für die Welt einschneidende Ereignisse wie das Attentat auf den US-Präsidenten John F. Kennedy 1963 oder die Ölkrise in den 70er Jahren prägten diese Zeit. Gleichzeitig aber formte sich ein immer einheitlicheres Europa und der Mauerfall 1989 schuf schließlich endgültig die Voraussetzungen für ein geeintes Europa, das plötzlich nicht mehr durch einen eisernen Vorhang getrennt war. 1992 markierten schließlich die Verträge von Maastricht tatsächlich den Beginn einer Europäischen Union. Und Herbert Kulterer verstand es, die Chancen dieser neuen Offenheit für das Familienunternehmen optimal zu nutzen.

Neuanfang nach Schicksalsschlägen

Unter seiner Führung und mit seinem innovativen Geist entwickelte sich die Hasslacher Gruppe von einem traditionsreichen Forstbetrieb zu einem internationalen Marktführer in der Holzindustrie. Der Weg dorthin war alles andere als leicht. Vor allem der Großbrand 1998, der das Herzstück des Betriebes zerstörte, hätte viele entmutigt. Durch Herbert Kulterer bewies gerade in dieser schwierigen Zeit bemerkenswerten Willen und Weitblick: Anstatt sich geschlagen zu geben, sah er in der Katastrophe eine Chance zum Neuaufbau, zur Modernisierung und Expansion. Nach dem Brand entschied sich die Firma Haslacher dazu, für den Wiederaufbau Maschinen und Technologien der Springer Maschinenfabrik einzusetzen. Was zur Folge hatte, dass schon mein Vater Hansjörg Springer über viele Jahre hinweg sehr erfolgreich gemeinsam mit Herbert Kulterer technologische Standards im Bereich der Sägeindustrie setzte: Er investierte in neue Technologien, erhöhte die Kapazitäten und schuf ein hochmodernes Großsägewerk.

Der Holzbotschafter als „EUROPAEUS“
Foto: Nicolas Zangerle

Familienunternehmen als internationaler Marktführer

Eben dieser Wille zur Modernisierung und zum Ausbau des Standortes sorgte und sorgt auch noch heute dafür, dass unsere Familien seit vielen Jahren nicht nur freundschaftlich, sondern auch unternehmerisch verbunden sind. Und auch die nächste Generation, vertreten durch Christoph, meinen Bruder, Gero und mich, arbeitet erfolgreich zusammen. Der Wiederaufbau nach dem Brand führte dann zur Gründung der Hasslacher Unternehmensgruppe, die heute weltweit tätig und in vielen Bereichen Marktführer ist. Und die wesentlich dazu beigetragen hat, dass Kärnten heute als Holzstandort auf der europäischen und darüber hinaus internationalen Landkarte platziert ist. Denn mit den geänderten Unternehmensstrukturen und den neuen maschinellen und personellen Möglichkeiten gewannen neben den Ländern Europas auch die Märkte in Japan und den USA immer mehr an Bedeutung. Die Hasslacher-Gruppe entwickelte sich zu einem global agierenden Unternehmen.

Ein Leben für die Holzindustrie

Aber nicht nur im eigenen Unternehmen, in der gesamten Branche lieferte Herbert Kulterer entscheidende Impulse und zeigte neue Wege auf. Über Jahrzehnte hinweg engagierte er sich als Holzbotschafter und bemühte sich in verschiedenen Verbänden und Organisationen um den Interessenausgleich zwischen großen und kleinen Sägewerken, zwischen Sägeindustrie und Forstwirtschaft. Die Initiative ProHolz, die heute das Holzmarketing und die Holzwerbung in Österreich und darüber hinaus prägt, ist ein Beispiel seines nachhaltigen Engagements für die gesamte Branche.“

Der Holzbotschafter als „EUROPAEUS“
Alle drei PreisträgerInnen Herbert Kulterer, Brigitte Ederer und Johannes Hahn neben den LaudatorInnen Pamela Rendi-Wagner und Timo Springer sowie Martina Rattinger vom EU-Verbindungsbüro und Walter Prutej vom Forum Velden . Foto: Nicolas Zangerle

Weitere Ehrungen bei der EUROPAEUS-Verleihung

Weiters mit dem EUROPAEUS ausgezeichnet wurden auch die ehemalige EU-Staatssekretärin und Top-Managerin Brigitte Ederer sowie der österreichische „Mister Europa“ Johannes Hahn, das mit 14 Jahren längstdienende Mitglied der aktuellen EU-Kommission. Die M.U.T.-Redaktion gratuliert herzlich.

Lust auf mehr Holz-Themen? Lesen Sie auch diesen Beitrag der M.U.T.-Redaktion.

M.U.T.letter

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